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Einst gab es zahlreiche Uhren- und Werkehersteller in Frankreich. Uhrwerke von France Ebauches, Lorsa und anderen Firmen waren weit über die Grenzen Frankreichs hinaus bekannt und im Einsatz. Kaum einer hat die Quarzkrise überstanden und abseits des Luxusbereichs der Haut Horlogèrie muss man lange suchen, um einen französischen Werkehersteller zu finden, der mechanische Werke im bezahlbaren Bereich fertigt. Die Firma MONTRES AMBRE S.A. aus Morteau ist solch ein Hersteller.
Ambre wurde bereits 1965 gegründet und war zunächst Hersteller von Private Label-Uhren. Seit 1990 ist die Firma Inhaberin der Marke Yonger & Bresson und seit 2009 auch der Marke Yema.
Die oben abgebildete Uhr ist eine Yonger & Bresson, Modell La Boissière YBH 8343-01. Sie hat einen Durchmesser von 42 mm und eine Höhe von 12 mm. Eine recht klassische Dreizeiger-Uhr mit Datumanzeige.
Hier noch ein paar weitere Bilder:
Wir wollen ja das Uhrwerk in Augenschein nehmen, also machen wir die Uhr mal auf. Einfacher gesagt, als getan! Der verschraubte Boden hat eine ähnliche Riffelung wie bei Rolex oder Baume & Mercier. Deren Spezialwerkzeuge passen hier aber nicht. Leider war der Boden so stark verschraubt, dass ich das große Geschütz zum Öffnen auffahren musste:
Widerstand war zwecklos, sodass sich auch dieser Boden fügen musste:
Hier fällt gleich eine Besonderheit der Gehäusekonstruktion auf: die Uhr hat zwei Bodendichtungen. Eine am Außenrand des Bodendeckels und eine weitere in einer Nut des Werkhalterings aus Aluminium. Dabei ist die Uhr laut Herstellerangabe nur bis zu 5 Bar wasserdicht…
Nach dem Entfernen der Aufzugswelle, der Entnahme des Werkhalterings und dem Lösen der Werkhalteschrauben lässt sich das Werk einfach nach hinten entnehmen. Dann noch die Zeiger und das Zifferblatt abnehmen, et voilà, das Ambre MPB 1000:
Die sichtbaren Teile des Werkes sind perliert, was zwar recht hübsch ist, das Fotografieren aber deutlich erschwert.
Bevor es ans Zerlegen des Werkes geht, ein paar technische Informationen zum Ambre MPB 1000:
- Durchmesser 12 1/2”’ (28,0 mm)
- Höhe 5,0 mm inkl. Rotor
- Automatik, beidseitig aufziehend, Handaufzug möglich
- Direkte Zentralsekunde mit Sekundenstopp
- Datum bei 6 Uhr (schnellschaltend bei mittlerer Kronenstellung)
- Gangreserve 40 – 45 Stunden (abweichende Angaben des Herstellers)
- 29 Steine, davon 10 an der Automatikeinheit
- Unruhfrequenz 28.800 A/h (Halbschwingungen pro Stunde)
- Seit 2011 hergestellt
Das Ambre MPB 1000 ist Teil einer kleinen Werkfamilie:
- MPB 1000: Zentralsekunde, Datum, 29 Steine
- MBB 1010: Kleine Sekunde bei 9H, Datum, 31 Steine
- MPB 1030: Kleine Sekunde bei 6H, Datum, Gangreserveanzeige bei 12H, 35 Steine
Bisher sind mir die Werke nur in Uhren der Ambre-Marken Yonger & Bresson und Yema begegnet.
Bezüglich der Herkunft ihrer Werke sagt die Firma Ambre:
“Alle unsere Automatikuhren sind mit einem mechanischen Uhrwerk mit Automatikaufzug ausgestattet, das in Frankreich hergestellt, in unseren Werkstätten entworfen, entwickelt und montiert wurde“
So, nun geht es aber ans Zerlegen des Werkes. Der Rotor ist kugelgelagert und mit einer Schraube befestigt. Sie sieht es darunter aus:
Auf den ersten Blick nichts Spektakuläres. Eine Automatikeinheit, die als Modul auf dem Basiswerk liegt, ähnlich wie beim ETA 2824-2. Hier ein Vergleichsbild eines ETA 2824-2:
Um das Thema gleich zu klären: nein, das Ambre MPB 1000 ist nicht einbaukompatibel zum ETA 2824-2, da es mit 12 1/2 Linien Durchmesser ein ganzes Stück größer ist als das ETA-Werk!
Schauen wir uns die Automatikeinheit näher an:
Auf der Unterseite der Automatikeinheit befinden sich (oben im Bild links unten) von rechts nach links zwei Klinkenräder und zwei Reduktionsräder. Die Klinkenräder dienen dazu, die zwei unterschiedlichen Drehbewegungen des Rotors in eine gleichgerichtete Drehbewegung für den Aufzug umzuwandeln. Dies ermöglicht den beidseitigen Aufzug der Automatik.
Die Reduktionsräder sorgen dafür, dass die schnelle Bewegung des Rotors auf eine für den Aufzug geeignete langsamere Bewegung reduziert wird.
Das zweite Reduktionsrad greift schließlich in das Sperrrad (im nächsten Bild mit Sp beschriftet) ein und zieht so die Feder im Federhaus FH auf.
Hier im Bild sieht man auch eine konstruktive Besonderheit des Ambre MPB 1000: Das Kronrad (Kr) hat zwei Ebenen und greift nicht direkt in das Sperrrad (Sp) ein. Die untere Ebene des Kronrades greift seitlich in das Aufzugstrieb (AT), das von der Aufzugswelle angetrieben wird. Die obere Ebene dagegen überträgt die Drehung des Kronrades (Kr) über zwei Zwischenräder Z1 und Z2 zum Sperrad (Sp), das schließlich die Feder aufzieht. Die Klinke (Kl) des Gesperrs befindet sich direkt am Kronrad (Kr). Hier wurden im Vergleich zu den üblichen Konstruktionen zwei zusätzliche Zwischenräder verbaut. Beim ETA 2824-2 greift das Kronrad (Kr) z. B. direkt ins Sperrrad ein (Sp):
Nach Entfernen der Unruh und der Räderwerkbrücke kommt darunter recht konventionelle Uhrentechnik zum Vorschein:
Der Kraftfluss läuft vom Federhaus über das Großbodenrad (G), das Kleinbodenrad (K), das zentrale Sekundenrad (S) zum Ankerrad (A). Das Minutenrad auf der Zifferblattseite wird ebenfalls vom Kleinbodenrad (K) angetrieben.
Zum Material der Unruh konnte ich leider nichts in Erfahrung bringen. Der Hersteller Ambre hat auf meine Anfrage zu technischen Unterlagen zum Werk leider nicht reagiert. Ich vermute mal, dass die Unruh aus vergoldetem Messing besteht und nicht aus Glucydur.
An der Unruh zeigt sich der einzige echte Schwachpunkt, den ich an diesem Werk finden konnte: es gibt keinen Rückerzeiger oder Exzenter, der das Regulieren deutlich erleichtern würde:
Das Regulieren dieses Werkes ist recht schwierig, da der Rücker zu allem Überfluss auch noch sehr schwergängig ist. Das macht wirklich keinen Spaß! Hier hat der Hersteller m. E. an der falschen Stelle ein paar Cent gespart.
Hier noch ein Bild, das den winzigen Stoppsekundenhebel zeigt (rot markiert). Er sorgt dafür, dass der Sekundenzeiger stehen bleibt, wenn die Krone ganz gezogen wird. Er drückt nämlich auf den Reif der Unruh und hält so das Werk komplett an.
Hier sieht man auch sehr schön, dass das Federhaus auf beiden Seiten (Basisplatine und Räderwerkbrücke) steingelagert ist. Das ETA 2824-2 hat hier nur einen Stein, nämlich den in der Basisplatine.
Drehen wir das Werk nun um. Unter der Datumhalteplatte und dem Datumring zeigt sich folgendes Bild:
Hier ist nur eine kleine Besonderheit zu sehen: zwischen Minutenrad im Zentrum und dem Datumschaltrad befindet sich ein kleines Zwischenrad, auf dem ein winziger Flitter aufliegt (rot markiert):
Das Teilchen ist geradezu prädestiniert dafür, bei der nächsten Revision zu verschwinden, zumal kein Uhrmacher so etwas erwartet…
Zum Schluss werfen wir einen Blick auf die Zeitwaage:
Kein Wunder an Ganggenauigkeit, aber insgesamt recht ordentliche Werte, mit denen man wohl gut leben kann.
Nachtrag 09/2020:
Ich habe eine Uhr von Yonger und Bresson mit dem Ambre 1030 bekommen, dessen Großbodenrad leider Zahnfraß hat:
Zunächst hat Yonger & Bresson mehrere Kontaktversuche mit der Bitte um den Verkauf eines Ersatzteils ignoriert. Nach drei Wochen kam dann tatsächlich noch ein Angebot. Das Großbodenrad soll 45 EUR zzgl. 5 EUR Versand kosten. Das scheint mir doch ziemlich übertrieben zu schein!
Ich würde also persönlich eher vom Kauf von Uhren mit Ambre-Werken abraten.
Io ho avuto in passato un orologio Autologico identico a yonger&bresson con calibro 1030 , si bloccava la data sempre il 29 …. ho mandato l’orologio in assistenza e anno sostituito il movimento per intero …. dopo andava bene in tutti sensi ….li chiesi al tecnico si trattava e lui mi disse ‘ pezzi Orientali assemblati i Francia alche dopo poco tempo lo svenduto.
Bonjour et merci pour ce travail de précision. Un moyen efficace pour comprendre le fonctionnement de ce mouvement produit par une marque qui veut se départir d’ETA.