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Nein, es geht hier nicht um ein Werbegeschenk einer Bausparkasse, sondern um diese Uhr:
Badenia wurde 1951 von Otto Heinrich Jaissle als Uhrenfabrik Jaissle & Co KG in Pforzheim gegründet. Bis 1960 stellte die Firma Rohwerke her. Nach dem Tod von Jaissle nannte sich die Firma Badenia Jaissle & Co und fertigte komplette Uhren unter der Marke Badenia.
Die Uhr wurde etwa 1960 gebaut und hat einen klassischen Durchmesser von 34 mm. Plexiglas und ein vergoldetes Gehäuse passen ganz zum damaligen Zeitgeist. Zum Werk gleich mehr. Leider war die Uhr in einem mäßigen Zustand. Die Vergoldung an den Kanten stark abgenutzt, einige ordentliche Kratzer im Gehäuse, das Plexi gerissen, der automatische Aufzug ohne Funktion und die Amplitude der Unruh äußerst gering.
Also schauen wir mal, wie es in der Uhr aussah:
Ich hatte zunächst die Befürchtung, dass die feine Wolfsverzahnung des oben abgebildeten Automatikrades abgenutzt und die Automatik damit verloren wäre. Das war aber zum Glück nicht der Falls. Nach der Revision läuft die Uhr wieder perfekt.
Schauen wir uns alles das Werk genauer an, ein Badenia RA 127:
Die Automatik besteht aus einem Exzenter mit zwei Transportklinken, ähnlich dem Seiko Magic Lever, und ist beidseitig aufziehend.
Noch ein paar weitere technische Informationen zum Werk :
Durchmesser: 11 1/2”’ (Linien)
Funktionen: Automatik (beidseitig aufziehend), direkte Zentralsekunde
Hemmung: Steinanker
Steine: 25
Stoßsicherung: Trishock
Schlagzahl: 18.000 A/h (Halbschwingungen pro Stunde)
Eine weitere kleine Besonderheit dieses Werkes ist die Zugfeder, die wohl das Resultat des Umbaus eine Handaufzugs in einen Automatikaufzug ist.
Bei Handaufzugswerken besitzt die Zugfeder normalerweise einen Endhaken, der in eine entsprechende Ausbuchtung an der Innenseite des Federhauses greift. Der Handaufzug kann also bis zum “Anschlag” aufgezogen werden. Bei der Automatik fehlt dieser Endhaken. Stattdessen befindet sich am äußeren Ende der Zugfeder eine angenietete Schleppfeder, die bei Vollaufzug der Feder an der Federhausinnenseite entlangschleift. Hier gibt es also keinen festen Anschlag.
Wie macht man also aus einer Feder für den Handaufzug eine solche für eine Automatik? Man entferne die Ausbuchtung an der Innenseite des Federhauses und lege dort eine kurze Schleppfeder ein, die wiederum eine solche Ausbuchtung besitzt. Dort wiederum greift die normale Zugefeder des Originalwerkes ein. Hier bestehen also Zug- und Schleppfeder aus zwei getrennten Teilen:
Sehr schön sieht man das auch an dieser Abbildung im Flume-Werksucher (a ist die Schleppfeder, b die Zugfeder):
Diese Konstruktion kommt übrigens auch bei einigen anderen Werken vor, etwa beim AS 1361N.
Uhren mit RA 127 hatten um 1960 übrigens einen Endverkaufspreis zwischen 59 und 76 DM, beim Kaliber 1128 waren schon 105 bis 140 DM fällig.