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Das Zeigerdatum ist eine eher selten anzutreffende Komplikation bei Uhrwerken. Sie hat meines Erachtens aber einen besonderen Charme, da sie im Gegensatz zum klassischen Datumfenster die Symmetrie des Zifferblattes nicht stört.Im Prinzip gibt es zwei verbreitete Varianten des Zeigerdatums. Die mit dem Zeiger aus der Mitte des Zifferblattes (siehe Bild oben) und die mit einem kleinen Zeiger auf dem Zifferblatt, meist bei 6 Uhr.
Am Beispiel der ganz oben gezeigten Uhr von Sea-Gull schauen wir uns nun näher an, wie ein Zeigerdatum funktioniert. Die Uhr hat einen Durchmesser von 41 mm, ein Edelstahlgehäuse, Saphirglas und einen verschraubten Sichtboden.
Das Automatik-Werk ist ein Seagull ST2109, gehört also zur selben Familie wie der bekannte Klon des ETA 2824-2, das Seagull ST2130. Es ist mit einem Durchmesser von 12 1/2”’ (28,8 mm) recht groß. Es hat 28 Steine und schwingt mit 28.800 A/h (Halbschwingungen pro Stunde). Hergestellt wird das Werk meines Wissens seit etwa 2017.
Interessanterweise ist die mittlere Kronenposition, über die meist das Datum eines Werkes verstellt wird, bei diesem Werk zwar vorhanden, aber funktionslos. Stattdessen wir das Zeigerdatum über einen extra Drücker im Gehäuse verstellt.
Dies deutet darauf hin, dass das Zeigerdatum hier als Modul auf das Basiswerk aufgesetzt wurde. Wie dieses aussieht, werden wir gleich sehen.
Nach dem Entfernen der Abdeckplatte auf der Brückenseite sieht man bereits fast alle für das Zeigerdatum nötigen Bauteile des Werkes:
Im Zentrum des Werkes befindet sich der Datumstern (1) mit genau 31 Zähnen, also einen für jeden Tag. Der Datumstern trägt auch den Zeiger für die Datumanzeige auf dem Zifferblatt.
Der Datummitnehmer (2) sorgt dafür, dass das Datum alle 24 Stunden automatisch weitergeschaltet wird. Er wird angetrieben von einem Zahnkranz auf dem zentralen Stundenrad, das sich unter dem Datumstern befindet, sich einmal in 12 Stunden im Kreis dreht und den Stundenzeiger trägt.
Die Übersetzung zwischen Stundenrad und Datummitnehmer sorgt also dafür, dass aus einer Umdrehung in 12 Stunden eine solche in 24 Stunden wird. Die Datumraste (4) fixiert schließlich nach jedem Schaltvorgang den Datumstern. Ohne diese würde sich der Datumstern hin- und herbewegen, da er nach dem Schaltvorgang keinen Eingriff zu einem anderen Rad hat.
Im nächsten Bild sieht man, dass es der kleine “Punkt” auf dem Datummitnehmer ist, der den Datumstern mitnimmt, nicht die kleine dreieckige Nase links.
Im Bild weiter oben sieht man schließlich noch den Datumkorrektor (3), der durch einen Hebel bewegt wird. Dieser wiederum wird durch den Drücker im Gehäuse ausgelöst. Der Datumkorrektur dient also dazu, das Datum manuell weiterzuschalten.
Eine Datumschaltung für ein Zeigerdatum ist also, wie die meisten anderen Datumschaltungen auch, ziemlich simpel aufgebaut.
Das gezeigte Werk hat auch noch witzige Besonderheit zu bieten: unter der Datumraste (4) befindet sich ein relativ großes Rad. Wozu ist es wohl gut? Es dreht völlig frei und greift in kein anderes Rad ein. Sein Zweck besteht allein darin, die Datumraste auf der richtigen Höhe zum Datumstern (1) zu halten!
Beim Seagull ST2109 kann man das komplette Modul für die Datumschaltung abschrauben und vom Basiswerk abheben. Man sieht dann auch, dass das Basiswerk einen deutlich kleineren Durchmesser von 11 1/2”’ hat.
Schauen wir uns noch ein zweites Beispiel an. Diese Uhr der Marke LEM stammt aus der Zeit um 1960:
Dem damaligen Zeitgeist entsprechend hat die Uhr ein vergoldetes Gehäuse und einen für heutige Verhältnisse kleinen Durchmesser von 33 mm.
Die drehbare Lünette enthält die Abkürzungen der Wochentage in französischer Sprache (Lundi, Mardi, Mercredi, Jeudi, Vendredi, Samedi, Dimanche). Stellt man die Lünette also zum Monatsbeginn auf den richtigen Tag, so zeigt diese den ganzen Monat neben dem Datum auch den aktuellen Wochentag an. Das zugehörige Patent FR1026268 wurde übrigens 1950 von der französischen Firma Miserez eingereicht.
Verbaut ist in der Uhr ein französisches Lorsa 237BC:
Wie oben sind hier die Bauteile des Zeigerdatums wie folgt bezeichnet:
Datumstern (1), Datummitnehmer (2), Datumraste (3)
Im rechten Teil des Bildes wurde der Datumstern abgenommen. Darunter sieht man das Stundenrad, das einen aufgesetzten Zahnkranz aufweist, der den Datummitnehmer bewegt.
Einen Datumkorrektor (oben mit 3 bezeichnet) und einen zugehörigen Drücker gibt es hier nicht, obwohl das Lorsa 237BC auch in einer Variante mit diesen Teilen existiert.
Bis auf den fehlenden Datumkorrektor beim Lorsa 237BC ist die Funktionsweise der beiden gezeigten Werke also identisch. Auch beim 237 BC führt das Zeigerdatum zu einer Vergrößerung der Werkhöhe. Das wiederum führt dazu, dass der Zapfen des Rades für die kleine Sekunde sehr tief liegt. Anstatt den Zapfen nach oben zu verlängern, hat sich Lorsa entschieden, einfach das Futter am kleinen Sekundenzeiger zu verlängern:
Es gibt übrigens auch ein verbreitetes Automatik-Chronographenkaliber, das ein Zeigerdatum aus der Mitte besitzt: das ETA 7751, ein Abkömmling des bekannten ETA 7750.