Wie funktioniert ein mechanisches Uhrwerk? Teil 2 – Praxis

Im ersten Teil zur Funktionsweise eines mechanischen Uhrwerkes haben wir uns mit der Theorie beschäftigt und gesehen, wo die Energie zum Antrieb eines Uhrwerkes herkommt, wie die Unruh als Gangregler den Takt vorgibt und wo die Zeiger aufgesetzt werden.

Im zweiten Teil schauen wir uns nun die einzelnen Bauteile am Beispiel eines echten Uhrwerkes an.

Fangen wir auf der Brückenseite des Werkes an, also der Seite, die man sieht, wenn man das Gehäuse einer Uhr öffnet:

Uhrwerk_Praxis_01a

Kronrad, Sperrrad und Klinke liegen oberhalb der sogenannten Federhausbrücke (FHB). Die heißt so, weil sich darunter, genauer gesagt unter dem Sperrrad, das Federhaus befindet (roter Kreis):

Uhrwerk_Praxis_02a

Das schwarze T oben im Bild markiert die Stelle, an der sich die Aufzugswelle mit Krone befindet, die ja letztlich das Federhaus aufzieht.

Es gibt übrigens auch Werke, bei denen sich Kronrad, Sperrrad und Klinke, zusammen Gesperr genannt, auf der Unterseite der Federhausbrücke befinden.

Schrauben wir nun die Federhausbrücke, die Räderwerkbrücke und den Ankerradkloben (AR) ab, um einen Blick ins Innere zu werfen:

Uhrwerk_Praxis_03

Hier sieht man sehr schön (grüne Linie), wie die Kraft vom Federhaus über Minutenrad, Kleinbodenrad, Sekundenrad, Ankerrad und Anker zur Unruh gelangt.

Ein kleiner Ausflug am Rande:
Wieso heißt der Ankerradkloben nicht Ankerradbrücke? Eine Brücke ist an zwei (gegenüberliegenden) Stellen mit der Basisplatine verschraubt, ein Kloben nur an einer Stelle. Die andere Seite hängt beim Kloben also sozusagen in der Luft. Bei diesem Uhrwerk hier könnte man sich aber streiten, ob die Räderwerkbrücke nicht eigentlich ein Kloben mit zwei Schrauben ist…

Gut, weiter geht es auf der Zifferblattseite des Werkes:

Uhrwerk_Praxis_04Wechselrad und Stundenrad kennen wir aus dem ersten Teil, die anderen sichtbaren Teile dienen dazu, beim Ziehen der Krone, die Zeiger zu stellen.

Wechselrad und Stundenrad sind hier nur aufgelegt, lassen sich also einfach abnehmen. Leider verschwinden sie bei alten Werken, die nicht mehr in einer Uhr stecken, gerne im Laufe der Zeit.

Unter dem Stundenrad sitzt das Minutenrohr, das ja den Minutenzeiger trägt:

Uhrwerk_Praxis_05

So, das war’s auch schon für heute. Das gezeigt Werk stammt übrigens vom Schweizer Hersteller Fabrique d’Horlogerie de Fontainemelon (FHF) und dürfte etwa 90 Jahre alt sein.

Nach Theorie und Praxis hier noch ein Video von 1949, das die Funktionsweise eines Uhrwerks sehr schön zeigt:

[Quelle: Youtube]

Wenn du noch Fragen oder Anregungen hast, nutz bitte die Kommentarfunktion (anonym möglich) oder schick mir eine Mail an Kelz@IBuildMyWatch.eu. Ich werde auf jeden Fall antworten!

 

5 Gedanken zu „Wie funktioniert ein mechanisches Uhrwerk? Teil 2 – Praxis“

  1. Sehr gut erklärt. Es wird soviel geschrieben/geredet z.B. über „Luxusuhren“ und kaum einer versteht, worum es geht. Auch findet man im Netz nicht wahnsinnig viel hierzu. Wirklich hilfreiche Seite.

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