Das UMF 24-39 für Ruhla Sumatic- und midimatic-Wecker

Das Kaliber UMF 24 des VEB Uhrenkombinats Ruhla (UMF = Uhren- und Maschinenfabrik) ist vermutlich das bekannteste in der ehemaligen DDR gebaute mechanische Uhrwerk. Etwa 130 Millionen Exemplare dieses einfachen und kostengünstigen Stiftanker-Werkes sollen von 1963 – 1990 gebaut worden sein, viele davon auch für den Export.

Ruhla Sumatic mit UMF 24-39

Es gibt eine ganze Reihe von Varianten 24-xx dieses Kalibers, etwa solche ohne Sekunde, mit kleiner Sekunde, mit Zentralsekunde, mit digitaler Anzeige sowie ohne oder mit Lagersteinen.

Wir schauen uns hier das Kaliber UMF 24-39 an, das für die kleinen Reisewecker mit den Namen Sumatic bzw. midimatic konstruiert wurde. Im Gegensatz zu klassischen Armbanduhrwerken mit Weckfunktion, z. B. dem AS 5008 oder dem Junghans J89, hat dieses Werk gar keine eigene Weckfunktion! Es dient lediglich dazu, einen externen Stromkreis zu schließen, der einen Summer ertönen lässt. Wie das funktioniert, schauen wir uns gleich an.

Das UMF 24-39 entstand 1968 im VEB Uhrenkombinat Ruhla. Dort wurden auch die Sumatic-Reisewecker mit den Abmessungen von nur 56 x 40 x 19 mm produziert. Der kleine Wecker wurde 1968 mit einer Goldmedaille der Internationalen Leipziger Messe ausgezeichnet.

Vermutlich Mitte der 1970er folgte der midimatic-Reisewecker, den es in vielen farbenfrohen Varianten gibt. Die älteste Erwähnung des midimatic, die ich finde konnte, stammt aus der Zeitschrift Uhren und Schmuck von 1976. Mit den Abmessungen 94 x 44 x 25 mm ist er etwas größer als der Sumatic.

Ruhla midimatic

Schauen wir uns zuerst das Innenleben des ganz oben abgebildeten Sumatic-Weckers an:

Ruhla Sumatic mit geöffneter Rückseite

Rechts oben befindet sich ein Schalter, mit dem die Alarmfunktion aktiviert und deaktiviert werden kann. Direkt darunter der goldfarbene Summer für den Weckton. Auf der linken Seite sehen wir eine 1,5 V Knopfzelle, z. B. eine Varta V13GA. Unter der Knopfzelle befindet sich das Uhrwerk.

Obwohl der Wecker eine Batterie besitzt, muss das Uhrwerk von Hand aufgezogen werden. Dazu dient der seitlich angebrachte Knopf. Zieht man diesen, kann man die Uhrzeit stellen. Die Weckzeit wird durch Drehen des Kunststoffglases vor dem Ziffernblatt eingestellt. Die Batterie dient also alleine dazu, zur eingestellten Weckzeit den Summer ertönen zu lassen!

Und so hört sich der Wecker an, wenn der Summer in Betrieb ist:

Das Werk kann man wie folgt aus Gehäuse entfernen:

  • Die drei Klammern auf der Innenseite des Gehäuses entfernen
    Eine davon ist im Bild oben etwa in der Mitte am unteren Rand zu sehen.
  • Von der Vorderseite die Frontseite inkl. Glas entnehmen
    Das Glas muss hierzu nicht entfernt werden.
  • Stunden- und Minutenzeiger abhebeln
    Der Zeiger für die Weckzeit wird nicht entfernt, sondern verbleibt am Zifferblatt!
  • Auf der Innenseite des Gehäuse zwei Schrauben entfernen, die das Zifferblatt halten.
  • Zifferblatt abheben
  • Werk nach vorne entnehmen

Zum Vergleich das Innenleben des midimatic:

Ruhla midimatic mit geöffneter Rückseite

Die Funktionsweise ist dieselbe wie beim Sumatic. Statt einer Knopfzelle kommt hier aber eine AA-Batterie zum Einsatz. Und das Gehäuse besteht aus zwei Teilen. Der innere Teil kann einfach nach hinten entnommen werden, um an das Werk zu kommen. Das Entfernen von Halteklammern entfällt also.

Auch vom midimatic gibt es eine Hörprobe:

Schauen wir uns nun das Werk, das UMF 24-39, näher ein.

Die technischen Daten zum Werk sind hier zu finden:

Ruhla UMF 24-39 – Watch Movements Archive

Das Werk unterscheidet sich vom einfachen UMF 24-30 lediglich durch zweite Teile:

  • Ein modifiziertes Stundenrad im Zentrum des Werks
UMF 24-39 Stundenrad
  • Eine kleine Metalllasche, die das Stundenrad leitend mit der Werkplatine verbindet. Diese ist oben in der Werkabbildung auf der Zifferblattseite bei etwa 5 Uhr zu sehen.

Insbesondere hat das Werk selbst keine Befestigung für den Zeiger der Weckzeit. Dieser wird auf der Rückseite des Zifferblattes durch ein mit Kunststoff ummanteltes Metallrohr gehalten.

midimatic-Zifferblatt Vorder- und Rückseite

Im rechten Bildteil wurde das oben gezeigte Stundenrad neben das Rohr für den Weckzeiger gelegt. In der Realität stecken sie natürlich ineinander. Diese beiden Teile bewirken nämlich, dass zur Weckzeit der Summer ertönt. Wie funktioniert das?

Zifferblatt und Werkplatine sind beide Teil des Stromkreises, der geschlossen sein muss, damit der Summer ertönen kann. Das Stundenrad ist leitend mit der Werkplatine verbunden, der Weckzeiger leitend mit dem Zifferblatt. Es fehlt also eine Verbindung zwischen Zifferblatt und Stundenrad. Die kleine Ausbuchtung am Stundenrad schleift die meiste Zeit außen an der Kunststoffisolierung des Weckzeigers entlang. An einer Stelle hat diese aber einen kleinen Schlitz, der für etwa fünf Minuten dafür sorgt, dass beide Teile leitend miteinander verbunden werden. Der Stromkreis wird so geschlossen und der Summer ertönt. Das folgende Bild zeigt dies schematisch in einem Schaltplan:

Also eine genial einfache Lösung, um aus einem UMF 24 mit einem Summer und einer Batterie einen Wecker zu machen!

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