Halda: Uhrwerke und Taschenuhren aus Schweden – Teil 1

Schweden gehört nicht gerade zu den Ländern, die einem spontan einfallen, wenn man an die Herstellung von Taschenuhren und Uhrwerken denkt. Ich hatte bis vor Kurzem auch noch nie davon gehört. Wir schauen uns hier ein ebenso spannendes wie exotisches Kapitel der Uhrengeschichte an.

Im ersten Teil dieses Artikels werfen wir einen Blick auf die Geschichte der Firma Halda, im zweiten Teil wird es um deren Uhrwerke gehen.

Henning Hammarlund 1857 – 1922

Der 1857 geborene Schwede Henning Hammarlund zeigte bereits früh eine Begabung für Technik. Er soll bereits als Jugendlicher eine Uhr aus Holz angefertigt haben. Im Alter von 16 Jahren begann seine berufliche Laufbahn in einer mechanischen Werkstatt in Helsingborg. Bereits 1874 entschied er sich jedoch, eine Uhrmacherlehre zu machen. Nach der Ausbildung arbeitete er als Geselle u. a. in Lund und Kristianstad. Es folgte ein Jahr als Student in Stockholm, bevor er sieben Jahre lang Deutschland, Russland, Polen, die Schweiz, Frankreich, England und Amerika bereiste, um seine Kenntnisse der Uhrmacherei zu verfeinern. Unter anderem studierte er in der Schweiz an der renommierten Uhrmacherschule in Genf.

1887, nach seiner Rückkehr nach Schweden, gründete Hammarlund die Halda fickurfabrik (Taschenuhrenfabrik) in Svängsta. Der Firmenname war eine Ableitung aus dem Namen Hammerlund(a).

Halda-Taschenuhr

Die Anfangszeit der neuen Firma muss recht schwierig gewesen sein. Die finanziellen Mittel waren knapp und das Personal bestand neben Hammerlund zunächst nur aus einem Werkmeister, zwei Uhrmachern und drei Lehrlingen. Deren Aufgabe bestand anfangs darin, Werkzeugen und Maschinen für die Produktion von Uhren herzustellen bzw. aufzubauen. 1889 konnten schließlich die ersten Uhren produziert und vorgestellt werden. Sie waren mit hochwertigen, selbst entwickelten und produzierten Uhrwerken mit Schweizer Steinankerhemmung ausgestattet. Die damals noch weit verbreitete, einfachere Zylinderhemmung, die deutlich schlechtere Gangwerte besitzt, kam bei Halda nie zum Einsatz.

1890 wurde die Halda Fickurfabrik in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, zu deren Gründer neben Hammarlund vier Geldgeber gehörten. Dies ermöglichte die Anschaffung einer Dampfmaschine als eine der ersten größeren Investitionen.

Halda-Werbekarte, vermutlich um 1900

Die Firma wuchs recht schnell, sodass sie 1897 bereits mehr als 50 Mitarbeiter hatte. Halda erhielt für Taschenuhren eine ganze Reihe von Auszeichnungen, u. a. 1893 zwei Medaillen auf der Weltausstellung in Chicago, 1895 ein Ehrendiplom bei der Industrieausstellung in Stockholm, 1896 eine Goldmedaille bei der Industrieausstellung in Malmö sowie 1897 eine Goldmedaille in Stockholm.

Halda-Uhrenfabrik in Svängsta, vermutlich um 1900
Fabrikhalle der Halda Fickurfabrik, 1904

Das Geschäft mit Taschenuhren war nicht profitabel genug, um die Firma dauerhaft über Wasser zu halten. Daher wurden bald auch Schreibmaschinen, Taxameter, Telefonzeitmesser (Telur) und ein Gerät namens Telecron produziert, mit dem an Telefonen bei Abwesenheit des Angerufenen automatisch eine Uhrzeit angesagt werden konnte, zu der dieser wieder erreicht werden konnte. Und auch als Autor war Hammarlund tätig und veröffentlichte unter anderem 1904 die Urens Historia (Geschichte der Uhren).

TELUR Telefonzeitmesser

Zumindest die Schreibmaschinen und Taxameter waren recht erfolgreich. Die Taxameter waren für einige Zeit die einzigen für Taxis in London zugelassenen Geräte. 1907 hatte die Firma etwa 70 Mitarbeiter, von denen drei Viertel in der Produktion von Taxametern beschäftigt waren.
Halda-Schreibmaschinen sind heute noch häufig antiquarisch zu finden. Telur-Gebührenzähler findet man auch ab und an, von einem Telecron konnte ich bisher allerdings nicht einmal ein Bild eines echten Exemplars finden.

Halda-Schreibmaschine

Der Erste Weltkrieg führte zu stark sinkenden Preisen für Taschenuhren. 1917 geriet die Firma in finanzielle Schwierigkeiten, die Banken verweigerten die Kredite für die nötigen Investitionen. Die Produktion von Uhren wurde sukzessive eingestellt und Hammarlund verließ die Firma im November 1918. 1920 wurde die Firma schließlich aufgelöst. 1922 verstarb Henning Hammarlund, alleine lebend, verbittert und gesundheitlich angeschlagen. Was für ein Schicksal eines Mannes, der Großartiges geschaffen hatte!

Die Herstellung von Schreibmaschinen und Taxametern wurde nach dem Ende der Halda Fickurfabrik in zwei neuen Firmen weitergeführt, der AB Halda Fabriker und der Fabriks AB Haldataxametern.

Auch die Herstellung von Taschenuhren wurde fortgesetzt. Der Uhrmacher Carl Borgström, der ab 1904 in der Halda Fickursfabrik beschäftigt war, kaufte den Restbestand an Uhrenteilen und einige Maschinen und leitete die AB Urfabriken (ABU). Diese stellte wohl bis 1926 Taschenuhren her und später unter anderem Fischereigeräte. Auch die Produktion der Telur-Telefonzeitmesser wurde dort fortgeführt. Ich konnte bisher allerdings keine Taschenuhr finden, deren Herkunft sich auf die AB Urfabriken zurückführen ließe.

Kommen wir noch einmal zurück zu Henning Hammarlund. Er meldete eine ganze Reihe von Patenten an, etwa das Schwedische Patent SE1172 von 1887 mit dem Titel Anordningar vid fickur (Vorrichtungen an Taschenuhren).

Darin beschreibt Hammarlund u. a. eine Feinregulierung für den Rücker des Unruhklobens, die es erlaubt, die Regulierung von der Außenseite des Staubdeckels der Taschenuhr vorzunehmen:

Ausschnitt Patent SE1172

So sieht deren Umsetzung in den hochwertigeren Uhrwerken von Halda aus:

Auch das Schweizer Patent CH2889 von 1890 mit dem Titel Montre perfectionnée (verbesserte Uhr) enthielt verschiedene Optimierungen für Taschenuhrwerke.

Ausschnitt Patent CH2889

Und auch im Schweizerischen Handelsamtsblatt hat sich Hammarlund mit der Registrierung sogenannter Modelle verewigt, die das Design von Uhrwerken und anderen Uhrenteilen beschreiben.

1895 ließ er sich unter der Nummer 2681 die Modelle Nr. 798 bis 801 für vier Uhrwerke registrieren. Die Modell-Nummern konnte jeder Einreicher selbst vergeben. Warum Hammarlund nicht mit der Nummer 1 begann, sondern mit der 798, wird wohl ein Rätsel bleiben. Die Form dieser Uhrwerke wird uns im zweiten Teil dieses Artikels wieder begegnen.

1897 ließ sich Hammarlund dann unter der Nummer 4761 die Modelle 1059 bis 1065 für Zifferblätter, Werke und Werkteile registrieren.

Wie viele Halda-Taschenuhren wurden eigentlich gebaut?
Hier sind sich die Quellen leider nicht einig und Originalunterlagen scheint es keine mehr zu geben. In einem Buch, dass ich im zweiten Teil dieses Artikels vorstellen werde, gibt es ein Verzeichnis der bekannten Seriennummern. Es geht etwa bis zur Nummer 24.500, es gibt jedoch auch einige Lücken in der Nummerierung.

Die Uhr mit der Nummer 0 war übrigens die persönliche Uhr von Henning Hammarlund.

2009 wurde der Name Halda schließlich wiederbelebt. Unter dem Namen Halda Watch Co. werden seitdem in Schweden Armbanduhren hergestellt, allerdings keine eigenen Uhrwerke. Mit der historischen Halda Fickurfabrik hat die neue Halda Watch Co. bis auf den Namen aber nichts zu tun.

In einem künftigen zweiten Teil dieses Artikels werden wir uns die von der Halda Fickurfabrik selbst entwickelten Uhrwerke ansehen.

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