Uhrwerke der Uwersi / VUFE aus Deutschland

Uwersi bzw. die Vereinigten Uhrenfabriken Ersingen (VUFE) war ein Hersteller von Uhrwerken und Uhren, der auch zu den Pionieren bei der Entwicklung elektrischer Armbanduhren gehörte.

Uhr der Marke Anker mit Uwersi/VUFE 47/11 SCI

Zur Geschichte der Uwersi / VUFE

1949 gründete Pius Reiling in Ersingen bei Pforzheim eine Uhrenmanufaktur. 1950 trat der 1911 in Chemnitz geborene Helmut Epperlein in diese Firma ein. Er war kurz zuvor von Dresden nach Ersingen gezogen und handelte dort zunächst mit Schmuckwaren. Die nun Vereinigte Uhrenfabrik Epperlein & Reiling oder auch Uhrenfabrik Epperlein & Reiling genannte Firma produzierte zunächst vor allem Wecker, Küchenuhren und dergleichen. Bereits 1952 schied Reiling aus und Epperlein übernahm die Firma allein.

Im Januar 1957 wurde der Name der Firma in Uhrenwerk Ersingen (Uwersi) geändert. Es folgenden weitere Namensänderungen: Vereinigte Uhrenfabriken Ersingen (VUFE) (1959), Uhrenfabrik Uwersi (Datum unbekannt), Uhrenwerk Ersingen (EUW) (1964).

Uhrenfabrik von Epperlein und Reiling in Ersingen, 1950er [Quelle: Stadtarchiv Pforzheim]

Ab wann genau die Firma Armbanduhren und auch deren Uhrwerke entwickelte und produzierte, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen. Im Jahr 1953 beschäftigte Epperlein bereits 180 Mitarbeiter und fertigte fünf verschiedene Armbanduhrenkaliber, auch mit einem eigenen patentierten Kalenderwerk. Also offensichtlich keine kleine Firma und dennoch findet man kaum Informationen zu ihr.

Ihre Produkte brachte die Firma unter folgenden Markennamen auf den Markt:

  • Avo
  • EUW
  • Epperlein
  • Ersingen
  • Falgona
  • Fallog
  • Parex (nicht bestätigt)
  • Uwersi
  • VUFE

Epperlein befasste sich ab etwa 1952 mit der Konstruktion einer elektromechanischen Armbanduhr und meldete in diesem Zusammenhang mehrere Patente an. Zwischen 1955 und 1960 kam es zu einer Kooperation mit dem amerikanischen Uhrenhersteller Hamilton Watch. Epperlein und Hamilton durften wechselseitig Patente nutzen. 1957 konnte Epperlein als erste deutsche elektromechanische Armbanduhr die Epperlein 100 auf den Markt bringen.

Leider war diese sehr fehleranfällig, sodass Epperlein 1959 eine neue Eigenentwicklung auf den Markt brachte, ebenfalls unter dem Namen Epperlein 100. Epperlein war damit wirtschaftlich allerdings nicht erfolgreich, sodass er im September 1959 seine Patente an Hamilton abtrat.
Die Geschichte dieser Kooperation und der daraus entstehenden Uhren würde den Umfang dieses Artikels deutlich überschreiten.

Neben Patenten für die elektrische Armbanduhr hat die Firma auch Gebrauchsmuster Patente für klassische mechanische Uhrwerke angemeldet. Dazu gehören das deutsche Gebrauchsmuster DE1688274 von 1954 für ein Kalenderwerk für Uhren. 1955 wurde ein gleichnamiges Patent CH309973 auch in der Schweiz eingetragen.

Ausschnitt aus Patent CH309973

Auch eine eigene Stoßsicherung wurde von der VUFE 1955 unter dem Titel Elastisches Zapfenlager für Uhrwerke als deutsches Patent DE928400 angemeldet.

Ausschnitt aus Patent DE928400

Trotz des Misserfolges der elektromechanischen Armbanduhr war die Firma 1960 auf mehr als 400 Mitarbeiter angewachsen. 1961 eröffnete Epperlein sogar noch einen Zweigbetrieb zur Herstellung von Armbanduhren und Reiseweckern in Wilferdingen bei Pforzheim. Die wirtschaftliche Lage wurde in den Folgejahren aber anscheinend zunehmend schlechter. 1962 musste Epperlein ein Vergleichsverfahren zur Abwendung eines Konkurses beantragen. Es ging dabei um drei Millionen Deutsche Mark. Damals waren noch mehr als 300 Mitarbeiter beschäftigt. 1963 wurde schließlich der Firmensitz nach Pforzheim verlegt.

Das gerade erwähnte Vergleichsverfahren wurde erst 1965 aufgehoben. Schon im April 1966 wurde vom Amtsgericht Pforzheim über dem Vermögen der Firma ein Konkursverfahren eröffnet und bereits ein Jahr später wieder aufgehoben. Am 08.02.1969 verstarb Helmut Epperlein in Pforzheim. Im April 1971 wurde das Unternehmen vom Amtsgericht aufgelöst.

Die Uhrwerke

Hier soll es nur um die rein mechanischen Uhrwerke gehen, die elektromechanischen bleiben außen vor. Zunächst eine Übersicht:

WerkAbmessungHemmungVarianten
E.U.W.
10 1/2 ´´´
10 1/2´´´Stiftanker* Alt, kleine Sekunde
* Neu, kleine Sekunde
* Neu, Zentralsekunde
47/118 3/4 x 12´´´Steinanker* Kleine Sekunde
* Kleine Sekunde, Zeigerdatum
* Zentralsekunde
57/45 x 6 1/2´´´Steinanker* Ohne Sekunde
57/55 1/4 x 8´´´Steinanker* Ohne Sekunde
* Ohne Sekunde, Datum
57/65 1/4 x 8´´´Steinanker* Ohne Sekunde
57/810 1/2´´´
Automatik:
12 3/4´´´ (mit Rotor)
Stiftanker
bzw.
Steinanker
* Stiftanker, kleine Sekunde
* Stiftanker, kleine Sekunde, Datum
* Stiftanker, kleine Sekunde, Zeigerdatum
* Stiftanker, Zentralsekunde
* Stiftanker, Zentralsekunde, Datum
* Steinanker, Zentralsekunde
* Steinanker, kleine Sekunde, Datum
* Steinanker, Zentralsekunde, Datum
* Steinanker, Automatik, Zentralsekunde, Datum
57/911´´´?Stiftanker* Zentralsekunde
57/1010 1/2´´´
Automatik:
12 3/4´´´?
Steinanker* Zentralsekunde, alt: Federhausbrücke mit zwei Schrauben
* Zentralsekunde, neu: Federhausbrücke mit drei Schrauben
* Automatik, Zentralsekunde
57/10A11 1/2´´´Steinanker* Automatik, Zentralsekunde
57/128 3/4 x 12´´´Steinanker* Kleine Sekunde
* Kleine Sekunde, Datum
* Zentralsekunde (ohne Kloben)
* Zentralsekunde (mit Kloben)
* Zentralsekunde (ohne Kloben), Datum
* Zentralsekunde (mit Kloben), Datum
57/515 1/4 x 8´´´Steinanker* Ohne Sekunde
* Ohne Sekunde, Datum

Alle aufgeführten Uwersi-Werke haben eine Schlagzahl der Unruh von 18.000 A/h (Halbschwingungen pro Stunde). Das Datum ist entsprechend dem oben gezeigten Patent ausgeführt und hat keine Schnellschaltung. Um das Datum mehrere Tage weiterzuschalten, müssen also die Zeiger mehrfach über 24 Stunden gedreht werden.

E. U. W. alt / neu

Diese Werke sind in Werksuchern abgebildet, ein echtes Exemplar ist mir bisher nicht begegnet. Es dürften die ältesten Werke der Uwersi sein, da sie bereits im Flume Werksucher K1 im Teil von 1952 verzeichnet sind. Sie haben einen Durchmesser von 10 1/2´´´, eine Stiftankerhemmung, einen Kronenaufzug mit Wippe und die Sperrklinke auf der Zifferblattseite.

Das Werk gibt es in einer älteren (links im Bild) und einer neueren Variante (rechts im Bild). Bei der neueren Variante wurde offensichtlich die Sperrklinke vereinfacht. Die neuere Variante gibt es außerdem nicht nur mit einer kleinen Sekunde, sondern auch mit einer indirekten Zentralsekunde.

E. U. W. alt (links) und neu (rechts) [Quelle: Flume K1]
Uwersi 47/11

Auch dieses Werk ist im Flume Werksucher K1 im Teil von 1952 verzeichnet, dort allerdings noch als E. U. W. 47/11. Das Formwerk mit den Abmessungen 8 3/4 x 11 3/4´´´ hat eine Schweizer Steinankerhemmung, außerdem einen Wippenaufzug und die Sperrklinke auf der Zifferblattseite.

Es gibt drei Varianten des Werkes:

  • 47/11: Mit kleiner Sekunde, ohne Datum
  • 47/11 CLD: Mit kleiner Sekunde und Zeigerdatum
  • 47/11 SCI: Mit indirekter Zentralsekunde, ohne Datum
Uwersi / VUFE 47/11 mit kleiner Sekunde, 21 Steine
Uwersi / VUFE 47/11 mit kleiner Sekunde und Zeigerdatum, 21 Steine
Zifferblatt mit Uwersi/VUFE 47/11 CLD, kleine Sekunde, Zeigerdatum
Uwersi / VUFE 47/11 mit Zentralsekunde, 21 Steine
Uwersi 57/4

Ein mit 5 x 6 1/2´´´ kleineres Formwerk mit Schweizer Steinankerhemmung und ohne Sekunde, von dem ich bisher kein Exemplar ergattern konnte. Daher gibt es hier nur ein Bild der Zifferblattseite aus dem Feilner-Katalog von 1959. Verzeichnet ist es allerdings auch bereits im Flume K1 im Teil von 1957.

Die Brückenseite sieht aus wie eine kompaktere Version des Uwersi 57/5 (siehe unten).

Uwersi/VUFE 57/4
Uwersi 57/5

Ein weiteres Formwerk von Uwersi mit Schweizer Steinankerhemmung, ebenfalls im Flume K1 im Teil von 1957 verzeichnet. Ähnlich dem Uwersi 57/4, aber mit 5 1/4 x 8´´´ etwas größer. Auch dieses Werk hat keine Sekunde. Es ist in zwei Ausführungen anzutreffen:

  • 57/5: Ohne Datum
  • 57/5 CLD: Mit Datum
Uwersi/VUFE 57/5 ohne Datum, 17 Steine

Leider konnte ich kein Bild der Variante mit Datum finden.

Uwersi 57/6

Ebenfalls ein Formwerk mit Schweizer Steinankerhemmung und auch im Flume K1 im Teil von 1957 verzeichnet. Mit 5 1/4 x 8´´´ hat es dieselbe Größe wie das 57/5 und ebenfalls keine Sekunde. Im Gegensatz zum 57/5 verfügt es über einen Kronenaufzug mit Wippe statt Kupplung und die Sperrklinke befindet sich auf der Zifferblattseite. Von diesem Werk gibt es nur eine Variante.

Uwersi/VUFE 57/6, 17 Steine
Uwersi 57/8

Ein rundes Werk, das ebenfalls im Flume K1 im Teil von 1957 verzeichnet ist. Die Vielzahl seiner Varianten reichen vom einfachen Stiftankerwerk mit Handaufzug und kleiner Sekunde bis zur Schweizer Ankerhemmung mit Automatik (AUT), indirekte Zentralsekunde (SCI) und Datum (CLD):

  • 57/8: 10 1/2´´´, Stiftanker, kleine Sekunde
  • 57/8 CLD: 10 1/2´´´, Stiftanker, kleine Sekunde, Datum
  • 57/8 CLD: 10 1/2´´´, Stiftanker, kleine Sekunde, Zeigerdatum
  • 57/8 SCI: 10 1/2´´´, Stiftanker, indirekte Zentralsekunde
  • 57/8 SCI CLD: 10 1/2´´´, Stiftanker, indirekte Zentralsekunde, Datum
  • 57/8 SCI: 10 1/2´´´, Steinanker, indirekte Zentralsekunde
  • 57/8 CLD: 10 1/2´´´, Steinanker, kleine Sekunde, Datum
  • 57/8 SCI CLD: 10 1/2´´´, Steinanker, indirekte Zentralsekunde, Datum
  • 57/8 AUT SCI CLD: 12 3/4´´´, Steinanker, Automatik, indirekte Zentralsekunde, Datum

Einige davon kann ich hier vorstellen:

Uwersi/VUFE 57/8, Stiftanker, kleine Sekunde, 19 Steine
Uwersi/VUFE 57/8, Stiftanker, indirekte Zentralsekunde, Datum, 19 Steine
Uwersi/VUFE 57/8, Stiftanker, kleine Sekunde, Zeigerdatum, 21 Steine
Uwersi/VUFE 57/8, Steinanker, indirekte Zentralsekunde, Datum, 21 Steine
Uwersi/VUFE 57/8, Steinanker, Automatik, indirekte Zentralsekunde, Datum

Das Automatikmodul, die Robot-Automatic, wurde nicht von Uwersi selbst entwickelt. Wer mehr darüber erfahren möchte, findet hier detaillierte Informationen: Die Robot-Automatic

Uwersi 57/9

Dieses Werk ist im Flume K1 im Teil von 1957 und in anderen Werksuchern verzeichnet. Leider mit unterschiedlichen Angaben des Durchmessers: 10 1/2´´´, 10 3/4´´´, 11´´´. Es besitzt eine Stiftankerhemmung, eine Zentralsekunde (vermutlich indirekt) sowie einen Wippenaufzug. Ein echtes Exemplar dieses Werkes ist mir bisher nicht begegnet.

Uwersi 57/9 Zifferblattseite
Uwersi 57/10

Ein weiteres rundes Werk, das stets über eine Schweizer Steinankerhemmung, eine direkte Zentralsekunde sowie einen Kronenaufzug mit Kupplung verfügt. Also ein deutlich modernes Uhrwerk als die bisher gezeigten.

Auch hier gibt es wieder ein paar Varianten:

  • 57/10 alt: 10 1/2´´´, Handaufzug, Federhausbrücke mit zwei Schrauben
  • 57/10 neu: 10 1/2´´´, Handaufzug, Federhausbrücke mit drei Schrauben
  • 57/10 AUT: 11 1/2´´´, Automatik
  • 57/10A: 11 1/2´´´, Automatik, Unterschiede zum 57/10 AUT sind nicht bekannt. Möglicherweise nur eine andere Bezeichnung für 57/10 AUT?

Zeigen kann ich davon nur das ältere 57/10:

Uwersi/VUFE 57/10 alt, 17 Steine
Uwersi 57/12

Ein Formwerk mit den Abmessungen 8 3/4 x 12´´´, das optisch sehr stark an das 47/11 erinnert. Welche Details im Vergleich zum 47/11 geändert wurden, entzieht sich leider meiner Kenntnis!

Auch von diesem Werk gibt es einige Varianten, die alle eine Schweizer Steinankerhemmung, einen Wippenaufzug und die Klinke auf der Zifferblattseite haben:

  • 57/12: Kleine Sekunde
  • 57/12 CLD: Kleine Sekunde, Datum
  • 57/12 SCI: Indirekte Zentralsekunde (ohne Kloben)
  • 57/12 SCI: Indirekte Zentralsekunde (mit Kloben)
  • 57/12 SCI CLD: Indirekte Zentralsekunde (ohne Kloben), Datum
  • 57/12 SCI CLD: Indirekte Zentralsekunde (mit Kloben), Datum
Uwersi/VUFE 57/12 SCI CLD, indirekte Zentralsekunde (ohne Kloben), Datum, 21 Steine
Uwersi 57/51

Zum Abschluss noch ein Formwerk mit 5 1/4 x 8´´´, Schweizer Steinanker, ohne Sekunde, das im Anhang von 1960 zum Flume K1 verzeichnet ist. Es scheint der Nachfolger des 57/5 zu sein und ist in denselben zwei Varianten wie dieses verfügbar:

  • 57/51: Ohne Datum
  • 57/51 CLD: Mit Datum

Auch dieses Werk ist mir noch nie in freier Wildbahn begegnet.

Uwersi/VUFE 57/51

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