Zusammenbau eines Uhrwerkes für Anfänger – Seagull ST3600

Eine Uhrwerk selbst zerlegen und wieder zusammenbauen? Na klar! Dabei kannst du viel über die Funktionsweise von Uhrwerken lernen. Und Spaß mach es auch noch.

Hier habe ich dir gezeigt, wie man ein Seagull ST3600 zerlegt:

Zerlegen eines Uhrwerkes für Anfänger – Seagull ST3600

Und das war das Ergebnis:

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So soll es nach dem Zusammenbau wieder aussehen:

Seagull_ST3600_1u2

Du benötigst wieder dasselbe Werkzeug wie beim Zerlegen:

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  • Zwei Schraubendreher mit den Klinkenbreiten 1,2 und 1,6 mm
  • Einen Werkhalter zum Einspannen des Werkes
  • Eine Lupe Nummer 3 (Vergrößerung 3,3-fach)
  • Ein Zahnstocher
  • Eine Pinzette (nicht zu fein)

Ganz wichtig, bevor du nun loslegst: Hände waschen und gut abtrocknen!

Los geht es mit dem Räderwerk

Spann das Werk schon mal in den Werkhalter ein.

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Dann werden nacheinander folgende Zahnräder vorsichtig mit der Pinzette eingesetzt:

  • Ankerrad
  • Kleinbodenrad
  • Sekundenrad
  • Minutenrad

Du erinnerst dich daran, dass der lange Zapfen des Sekundenrades sehr empfindlich ist? Also Vorsicht…

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Achte darauf, dass alle Räder korrekt ausgerichtet sind und ineinander greifen. Dann kannst du die Räderwerkbrücke auflegen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es nicht sofort „klack“ macht und alles passt. Du wirst die Pinzette und die Lupe benötigen, um alle drei Achsen der Räder in die Lager zu bugsieren.

Hier zwei Tipps, die dabei helfen können:

  1. Nimm den Werkhalter in die Hand und schau seitlich in das Werk. So kannst du gezielter mit der Pinzette hantieren
  2. Du kannst die Schrauben schon ein kleines Stückchen eindrehen, bevor alle Achsen korrekt sitzen. Das hält die Räderwerkbrücke an Ort und Stelle.
    Pass aber auf, dass du keine der Achsen dabei einklemmst, da diese recht leicht brechen oder sich verbiegen!

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Dann kommt die Federhausbrücke

Leg nun das Federhaus ein (Bohrung oben):

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Bevor die Federhausbrücke aufgesetzt werden kann, muss zuerst noch die Winkelhebelschraube eingesetzt werden (im nächsten Bild rot markiert). Das Ende mit dem Schraubgewinde gehört nach unten. Vergisst du die Winkelhebelschraube, musst du später das Werk nochmal teilweise zerlegen.

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Dann einfach die Federhausbrücke auflegen und festschrauben. Im Unterschied zur Räderwerkbrücke sollte das kein Problem sein.

Check:
Bevor es weitergeht, prüfen wir die Gängigkeit des Räderwerkes. Dazu seitlich am Werk mit einem Zahnstocher oder der Pinzette das Federhaus etwas drehen. Alle Räder müssen sich nun gleichmäßig bewegen. Das Ankerrad dreht sich dabei ziemlich schnell. So soll es sein!

Weiter geht es mit dem Kronrad. Vergiss nicht, den kleinen Kronradring auch einzulegen.

Du erinnerst dich sicher, dass die Kronradschraube ein Linksgewinde hat. Also unbedingt den Schraubendreher gegen den Uhrzeigersinn drehen, um die Schraube zu befestigen.

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Als nächstes kommen die Klinkenfeder und die Klinke dran.

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Die Klinkenfeder ist an beiden Ende gebogen. Ein Ende kommt in die zugehörige Vertiefung (im nächsten Bild rot markiert), das andere Ende zeigt nach oben (grün markiert).

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Die Klinke wird so aufgelegt, dass das nach oben stehende Ende genau im Ausschnitt der Klinke liegt.

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Check:

  1. Prüfe unbedingt, ob sich die Klinke bewegen kann, wenn du sie mit der Pinzette etwas drehst! Andernfalls klemmt vermutlich die Feder unter der Klinke.
  2. Prüfe auch gleich, ob sich das Kronrad frei drehen kann!

Dann fehlt zunächst nur noch das Sperrrad:

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Weiter geht es auf der Zifferblattseite

Um die restlichen Teile auf der Brückenseite kümmern wir uns später. Wir machen nun zuerst auf der Zifferblattseite weiter.

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Zuerst legst du Aufzugstrieb und Kupplungstrieb an ihren Platz, dann kannst du die Aufzugswelle mit Krone einstecken. Achte beim Aufzugstrieb und beim Kupplungstrieb auf die Richtung. Beide haben eine Seite, die in gleicher Art gezackt ist. Die zwei Teile liegen an diesen gezackten Seiten aneinander.

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Dazu etwas ergänzende Informationen:
Diese gezackten Seiten bilden zusammen eine sogenannte Breguet-Kupplung. Diese sorgt dafür, dass beide Teile beim Aufziehen der Uhr ineinander greifen und sich zusammen drehen. Dreht man die Krone dagegen in die andere Richtung, also gegen den Uhrzeigersinn, sorgt die Breguet-Kupplung dafür, dass die zwei Teile gegeneinander durchrutschen. Das hört man auch ganz deutlich!

Nun kommt der Winkelhebel an die Reihe, der an der rot markierten Stelle mit der dort herausstehenden Winkelhebelschraube befestigt wird. Nimm dazu den Werkhalter in die Hand, um die Schraube auf der Rückseite mit dem Schraubendreher zu erreichen. Den Winkelhebel kannst du dabei etwas mit dem Fingernagel fixieren. Nicht ungeduldig werden, beim ersten Mal dauert es meist etwas, bis es klappt :).

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Der Winkelhebel hat an der linken Seite eine kleine Nase nach unten, die an der vorgesehenen Stelle in die Aufzugswelle greift und diese festhält.

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Als nächstes wird der Kupplungstriebhebel eingelegt. Achte auf die Einbaurichtung und darauf, dass er genau in der Vertiefung des Kupplungstriebs liegt (siehe rote Markierung).

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So, einmal tief durchatmen, jetzt wird es nämlich spannend, weil wir uns mit einem flugfähigen Objekt beschäftigen, der Kupplungshebelfeder.

Als Anfänger ist es keine Schande, hier die Finger zur Hilfe zu nehmen, um die Feder auf der einen Seite zu halten und von der anderen mit der Pinzette an die richtige Stelle zu drücken. Der Profi würde hier Fingerlinge – abgeschnittene Handschuhe, die nur die Finger bedecken – tragen.

Achte darauf, dass die Feder auf beiden Seiten gut anliegt, sonst fliegt sie gleich durchs Zimmer!

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Geschafft? Prima!
Jetzt kannst du die zwei Zeigerstellräder und das Wechselrad einlegen. Bei diesem Werk sind die zwei Zeigerstellräder identisch, es spielt also keine Rolle, welches du wohin legst.

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Jetzt nur noch die Winkelhebelfeder festschrauben und die Kupplungshebelfeder kann nicht mehr davonfliegen.

Check:

  1. Prüfe, ob die „Nase“ der Winkelhebelfeder in den Winkelhebel eingehakt ist. So soll es aussehen:Werk_Zusammenbauen_22a
  2. Zieh die Krone und dreh sie dann. Die Zeigerstellräder und das Wechselrad sollten sich jetzt leichtgängig drehen.

Zum Schluss muss auf der Zifferblattseite noch das Minutenrohr aufgepresst werden. Mach das nicht im Werkhalter, sondern leg das Werk dazu flach auf den Tisch! Dadurch wird auf der Rückseite das Lager des Minutenrohres gestützt und kann bei höherem Druck von der Vorderseite nicht so schnell brechen.

Wie beim Zerlegen des Werkes musst du hier aufpassen, dass du mit der Pinzette nicht zufällig den empfindlichen Zapfen (roter Kreis im nächsten Bild) der kleinen Sekunde verbiegst oder abbrichst.

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Vor dem nächsten Schritt kommt nun wieder ein Check:
Zieh die Krone in die Position „Zeigerstellen“ und prüfe, ob sich beim Drehen der Krone das Minutenrohr dreht. Falls nicht, könnte es sein, dass dieses nicht tief genug aufgedrückt wurde.

Finale auf der Brückenseite

Auf der Brückenseite fehlen nun noch der Anker und die Unruh.

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Zuerst wir der Anker eingelegt und mit der Ankerbrücke fixiert. Wie herum gehört der Anker aber nun eingelegt?
Auf der rechten Seite des Ankers, also gegenüber der roten Ankerpaletten, befindet sich die Ankergabel. Und zwischen den zwei Gabelhörnern siehst du den sogenannten Sicherheitsstift. Dieser muss nach unten zeigen.

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Und wieder ein Check:
Drück die Krone wieder in die Position „Aufziehen“ hinein und zieh das Werk etwas auf. Einige Umdrehungen reichen aus. Wenn du nun am Anker an der oben rot markierten Stelle, der Ankergabel, mit der Pinzette seitlich leicht Druck ausübst, sollte der Anker mit einem „Klack“ in die zweite Position springen. Das kannst du ein paar mal in beide Richtungen testen. Wenn das klappt, kommt die Kraft vom Federhaus über das Räderwerk beim Anker an. Wenn nicht, ist der Anker unter der Ankerbrücke vermutlich eingeklemmt.

Nun kommt der entscheidende Schritt, bei dem das Werk wieder zum Leben erweckt wird: das Einsetzen der Unruh. Wenn du die untere Seite der Unruh anschaust, siehst du die Ellipse aus rotem Rubin (im Bild oben rot markiert). Diese muss beim Einsetzen der Unruh genau zwischen den zwei Gabelhörnern der Ankergabel landen.

Achte beim Einsetzen der Unruh darauf, keinen der zwei Rücker am Unruhkloben zu verschieben!

Wenn es klappt, fängt die Unruh sofort an, sich zu bewegen, da du ja vorher das Werk etwas aufgezogen hast. Wenn es nicht klappt, versuch es immer wieder. Irgendwann geht es, das ist nur eine Frage der Geduld!

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Kleinkram auf der Zifferblattseite

Ganz zum Schluss musst du auf der Zifferblattseite nur noch das Stundenrad und den Flitter auflegen.

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Der Flitter wird immer so herum auf das Stundenrad gelegt:

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Gratuliere, du hast es geschafft! Der erste Schritt ist getan und die Freude am Uhrenbasteln hoffentlich geweckt.

 

 

7 Gedanken zu „Zusammenbau eines Uhrwerkes für Anfänger – Seagull ST3600“

  1. Beste Beschreibung, die ich bislang gefunden. Absolut präzise und all jene Hürden beschreibend, gegen die ich selbst gelaufen bin! Ganz grosses Kino!

  2. Sehr toll beschrieben. Stark. Ich werde das freudig bald testen. Ich frage mich aber auch, wie mache ich weiter? Also wenn ich ein anderes, schwereres zusammenbauen will. Wo findet man solche Anleitungen? Lg

    1. Für Standardwerke, z. B. das ETA 2824-2, findet man bestimmt die eine oder andere Anleitung im Netz. M. E. ist der beste Weg aber der, sich zunächst intensiv mit der Funktion der einzelnen Bauteile eines Uhrwerkes vertraut zu machen. Das erleichtert das Wiedererkennen bei unbekannten Werken. Und dann beim Zerlegen nach jedem einzelnen Demontage-Schritt Bilder machen. Ein kleine Herausforderung ist es immer, flugfähige Feder rechtzeitig zu sehen und auszubauen bevor sie fliegen.
      Viel Erfog!

  3. Hallo,

    für mich als sehr interessierten Neuling ist das der absolute Wahnsinn. Vielen lieben Dank für die tolle Beschreibung und die Mühe dir du dir hier gemacht hast. Damit konnte ich das astrein nachvollziehen und das Werk zerlegen und wieder zusammenbauen.

    Danke für diese detailreiche Beschreibung.

  4. Wirklich wahr – mit der Uhr auf Du und Du! Besser erklärt geht nicht. Deswegen : 2 x Uhrwerk St36 zugelegt in der 6498-Version, Gehäuse, Kleinteile, und dann los – mit aufgeregten Riesenfingern…
    Vielen Dank für’s Reinstellen!
    Gruß Kai S., Sonthofen

  5. Hat hier wirklich noch niemand einen Kommentar hinterlassen? Das wäre dann in der Tat sehr schade! Ich will mich nämlich für die Mühe bedanken, diese Schritte alle zu fotografieren, erklären und kostenlos zur Verfügung zu stellen! Liebe Grüße aus Österreich
    Thomas

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