Die ETA/Unitas 6497- bzw. 6498-Klone der chinesischen Firma Seagull sind recht bekannt und weit verbreitet. Und dies mit gutem Grund, stehen sie doch dem Original in der Qualität nicht nach. Es gibt aber weitere Hersteller dieser Klone, namentlich die 1972 gegründete Hangzhou Watch Company.
Wir schauen uns hier mal die Unterschiede der zwei folgenden Unitas 6498-Klone an:
- Seagull ST3620
- Hangzhou 9011
Beide Werke sind Klone des ETA/Unitas 6498-2, ticken also mit 21.600 A/h (Halbschwingungen in der Stunde), im Gegensatz zum ETA/Unitas 6498-1, das nur 18.000 A/h hat. Meines Wissens hat Seagull von Anfang an diese Variante produziert, während Hangzhou erst unlängst von 18.000 auf 21.600 A/h umgestellt hat.
Im Bild oben und in den folgenden Bilder ist links jeweils das Hangzhou-Werk zu sehen und rechts das von Seagull.
Du siehst keinen Unterschied? Stimmmt, auf den ersten Blick sehen die Werk identisch aus. Schauen wir also etwas genauer hin.
Zuerst die Zifferblattseite:
Gegen das hübsch perlierte Hangzhou sieht das Seagull doch recht nackt aus. Andererseits sieht man diese Verzierung natürlich nicht mehr, wenn das Werk in einer Uhr verbaut ist.
Es gibt aber weitere Unterschiede auf dieser Seite des Werkes:
- Die Form der Winkelhebelfeder (1). Die des Seagull-Werkes entspricht der das Originals von ETA/Unitas.
- Beim Hangzhou ist das Federhaus auf der Zifferblattseite (und nur dort) in einem Stein gelagert (2). Das Werk hat also 18 Steine, nicht 17 wie das Seagull.
- Das Wechselrad (3) hat beim Hangzhou fünf Löcher, beim Seagull sind es drei. Die Löcher dienen übrigens dazu, den darunter liegenden Zapfen des Kleinbodenrades ölen und prüfen zu können.
- Der Stein des Sekundenrades (4) ist beim Hangzhou wesentlich größer als beim Seagull.
Werfen wir nun einen Blick auf die Brückenseite:
Beim Hangzhou sind die Abstände der maschinell gepressten „Genfer“ Streifen, auch liebevoll Shanghaier-Streifen genannt, etwas größer als beim Seagull.
Am Unruhkloben sieht man drei wesentliche Unterschiede:
- Beim Hangzhou ist die Spirale im Spiralklötzchen verstiftet und das Spiralklötzchen verschraubt, beim Seagull ist die Spirale verklebt und das Spiralklötzchen eingeklemmt.
- Das Hangzhou hat eine Diashock-Stoßsicherung, das Seagull-Werk eine Incabloc-Stoßsicherung. In beiden Fällen natürlich in einer chinesischen Variante. Außerdem hat beim Hangzhou der Rücker keine Verlängerung zum Unruhkloben hin, die das Regulieren etwas erleichtert.
Auf der Zeitwaage zeigen beide Werke nach der Regulierung sehr stabile Gangwerte in allen Lagen. Hier gibt es nichts auszusetzen. Beim Hangzhou liegen mir allerdings noch keine Langzeiterfahrungen vor. Von der Verarbeitungsqualität scheinen mir beide Klon-Werke gleichwertig zu sein.
Hallo Andreas
Gefällt mir, wie Sie die Thematik stets auf leicht verdauliche Art präsentieren. Ich lese hier so ziemlich alles. Weiter so!
PS: ich habe noch ein vermeintliches ST3620, welches deutlich anders ausschaut. Ist ein Dschungel. Evtl ein Klon des 18000er Unitas?
Hallo Marcel,
vielen Dank! Es gibt auch noch ein ST3621, das einen sehr lange Rücker und einen Vintage-Look hat. Außerdem gibt es diverse andere Brückenformen, von denen man erst nach eingehender Begutachtung sagen kann, ob es von Seagull kommt. Wenn das Werk nur 18.000 statt 21.6000 A/h hat, ist es ziemlich sicher nicht von Seagull.
Gruß
Andreas