Ein Barograph mit Uhrwerk

Heute stelle ich euch zur Abwechslung ein Gerät vor, dessen primärer Zweck nicht die Zeitanzeige ist, das aber dennoch ein Uhrwerk enthält. Ein Barograph, also ein Luftdruckschreiber.

Ein Barograph

Die Papiertrommel zur Aufzeichnung des Luftdrucks

Rechts im Bild sieht man die goldfarbene Aneroiddose, ein dünner Hohlkörper, der durch den Luftdruck etwas verformt wird. Diese luftdruckabhängige Verformung wird durch einen Hebelmechanismus auf den Schreibarm übertragen, der links bis einem Zylinder reicht. Dieser Zylinder ist von einem Papierstreifen ummantelt.
An der Spitze des Schreibarmes befindet sich ein kleines „Schiffchen“, in das eine zähflüssige Tinte gefüllt wird. Dreht sich nun der Zylinder, wird auf dem Papier der zeitliche Verlauf des Luftdrucks aufgemalt. Das Papier reicht immer für eine Woche, danach wird ein neuer Papierstreifen aufgelegt. Jeder Tag ist in 12 Einheiten eingeteilt, der Abstand zwischen zwei Strichen beträgt also zwei Stunden. Einheiten von 1/2 – 1 Stunde lassen sich aber noch recht gut ablesen.

Bei den Worten „dreht“ und „Stunden“ kommt das Thema Uhrwerk ins Spiel. Im Inneren des Zylinder befindet sich Uhrwerk. Nehmen wir mal den Deckel ab:

Das Uhrwerk von oben

Das sieht fast aus wie ein Wecker. Die Aufschrift „7 T.“ bedeutet, dass der Zylinder 7 Tage für einen Umlauf benötigt. Das Werk selbst ist ein 8 Tage-Werk, es läuft also etwas länger als eine Woche bis es wieder aufgezogen werden muss.

Nach dem Lösen der Schraube in der Mitte kann der Zylinder nach oben abgezogen werden. Unter dem Papierstreifen befinden sich ein paar Schrauben. Löst man diese, kann man das Uhrwerk entnehmen:

Das ausgebaute Uhrwerk
Seitenansicht des Uhrwerkes

Das besondere ist das aufgesetzte Echappement (Gangregler), das mit 18.000 A/h tickt. Es hat 11 Steine, während der Rest des Werkes ohne solche auskommen muss. Das Werk selbst hat einen Durchmesser von 65,7 mm und eine Innenhöhe von 21,0 mm zwischen den Platinen.

Leider gibt es auf dem Werk keinerlei Punzen, die auf den Hersteller verweisen. Auf der Platine ist die Zahl 4295 eingepunzt, auf dem Echappement steht „BEA 32“. Was ist das also für ein Werk?
Ich habe sämtliche mir zur Verfügung stehende Literatur durchforstet, konnte aber nichts finden, was auch nur näherungsweise passt. Vielleicht hat jemand von euch eine Idee?

Der Barograph befindet sich seit fast 30 Jahren in meinem Besitz. Auf der Rückseite befindet sich eine Aufschrift des Verkäufers:

Nicolaus Buchner war der Verkäufer des Barographen

Nicolaus Buchner war Hof- und Universitätsoptiker am Frauenplatz 10 in München. Das Geschäft existierte dort von 1810 bis 1983. Eine lange Zeit und doch bin ich damals zu spät gekommen, um etwas über diesen alten Barographen zu erfahren.

Ich habe leider keine Ahnung, aus welcher Zeit er stammt. Aus dem Bauch würde ich sagen, irgendwann zwischen 1930 und 1940.

Update 03/2021

Mein Barograph stammt mit großer Wahrscheinlichkeit von der Firma G. Lufft Mess- und Regeltechnik GmbH aus Fellbach bei Stuttgart. Sie existiert auch heute noch, kann aber leider keinerlei Auskunft mehr über diese alten Geräte geben, da die mechanische Geräteabteilung vor mehr als 15 Jahren geschlossen wurde und keine ehemaliger Mitarbeiter aus diesem Bereich mehr in der Firma arbeitet. Schade…

Ähnliche Geräte gibt es auch heute noch, ihr habt diese bestimmt schon einmal in einem Museum gesehen. Dort werden sie häufig zur Überwachung des Raumklimas benutzt. Oft stehen dort Mehrfach-Kombination aus Hydrograph, Thermograph und/oder Barograph. Ich besitze auch eine 3er-Kombination der Firma Lambrecht, die allerdings deutlich neuer ist als obiges Exemplar. Die neueren Geräte verwenden auch keine flüssige Tinte mehr, sondern austauschbare Faserstifte.

So, ich hoffe, die Vorstellung dieses exotischen Gerätes war nicht zu langweilig :).

 

Ein Gedanke zu „Ein Barograph mit Uhrwerk“

  1. Ich würde mich mal mit der Firma Lufft in Stuttgart in Verbindung setzen, ob sie diesen Barographen hergestellt hat.

    Freundliche Grüße und viel ERfolg bei der Recherche!

    Hans-Heinrich Schmid

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert