Die Firma wurde 1988 vom holländischen Paar Aletta Stas-Bax und Peter Stas gegründet. Seit 2006 hat sie ihren Sitz im Genfer Stadtteil Plan-les-Ouates.
Die erste Kollektion kam 1992 auf den Markt, bereits 10 Jahre später kaufte FC die Schweizer Traditionsfirma Alpina. Schon 2004 stellte FC das erste selbstentwickelte Uhrwerk vor, das Heart-Beat FC-910 mit Handaufzug und von vorne sichtbarer Unruh. Es folgten bald weitere Werke der FC-9xx-Familie, alle mit sichtbarer Unruh, einige sogar mit Tourbillon. 2008 war Peter Stas dann Mitgründer einer weiteren Uhrenfirma, der Ateliers deMonaco. 2009 stellte FC das erste Werk einer neuen Werkfamilie „Maxime“ vor, das FC-700. Ein Automatikwerk ohne von vorne sichtbare Unruh und ohne Sekundenanzeige. Dafür mit Zeigerdatum bei 6 Uhr. 2016 verkaufte das Paar schließlich die FC-Gruppe mit allen Marken an den japanischen Uhrenhersteller Citizen. Peter Stas blieb aber CEO von Frédérique Constant, seine Frau Aletta ging in den Aufsichtsrat der Firma.
Aus dem FC-700 wurde im Lauf der Zeit eine ganze Reihe anderer Werke abgeleitet. Mittlerweile sind es insgesamt 17 Stück:
Werkvarianten der FC-700-Familie Maxime
Gemeinsame Daten:
- Aufzug: Automatik
Ausnahme: FC-700-PW: Handaufzug - Höhe: 6,2 mm
Ausnahmen FC-718: 7 mm / FC-750: 6,3 mm / FC-750: 7,9 mm - Unruhfrequenz: 28.800 A/h (Halbschwingungen pro Stunde) = 4 Hz
- Gangreserve: 38 – 42 h
Ausnahme FC-723: 50 h
Werk | Jahr | Funktionen | Durch-messer in mm u. Linien |
Steine |
FC-700 | 2009 | Stunde, Minute, ohne Sekunde, Zeigerdatum bei 6 Uhr | 30,0 13 1/4´´´ |
26 |
FC-700-P | 2015 | Stunde, Minute, Zentralsekunde Handaufzug (verbaut in Taschenuhren) |
30,0 13 1/4´´´ |
18 |
FC-700S | 2010 | Wie FC-700, aber Siliziumhemmung und Werke einzeln nummeriert | 30,0 13 1/4´´´ |
26 |
FC-701 | 2017 | Stunde, Minute, ohne Sekunde, Mondphase bei 12 Uhr | 27,0 12´´´ |
26 |
FC-702 | 2017 | Stunde, Minute, ohne Sekunde, Zeigerdatum bei 9 Uhr, Mondphase bei 3 Uhr | 27,0 12´´´ |
26 |
FC-703 | 2015 | Wie FC-705, aber kleinerer Durchmesser des Werkes | 27,0 12´´´ |
26 |
FC-705 | 2013 | Stunde, Minute, ohne Sekunde, Zeigerdatum bei 6 Uhr, Mondphase bei 6 Uhr | 30,0 13 1/4´´´ |
26 |
FC-710 | 2012 | Stunde, Minute, Zentralsekunde, Zeigerdatum bei 6 Uhr Als AL-710 auch von Alpina genutzt |
30,0 13 1/4´´´ |
26 |
FC-712 | 2019 | Stunde, Minute, Zentralsekunde, Zeigerdatum bei 9 Uhr, Mondphase bei 3 Uhr | 30,0 13 1/4´´´ |
26 |
FC-715 | 2015 | Stunde, Minute, Zentralsekunde, Zeigerdatum bei 6 Uhr, Mondphase bei 6 Uhr | 30,0 13 1/4´´´ |
26 |
FC-718 | 2012 | Stunde, Minute, Zentralsekunde, Zeigerdatum bei 6 Uhr, Weltzeit Als AL-718 auch von Alpina genutzt |
30,0 13 1/4´´´ |
28 |
FC-720 | 2010 | Stunde, Minute, ohne Sekunde, Zeigerdatum bei 6 Uhr, Gangreserveanzeige bei 12 Uhr | 30,0 13 1/4´´´ |
26 |
FC-723 | 2019 | Stunde, Minute, ohne Sekunde, Zeigerdatum bei 6 Uhr, Gangreserveanzeige bei 10 Uhr | 27,0 12´´´ |
28 |
FC-724-C | 2015 | Stunde, Minute, Zentralsekunde, Sternzeichen 24 h | 30,0 13 1/4´´´ |
26 |
FC-750 | 2018 | Hybrid-Werk: Stunde, Minute, Zentralsekunde, 24 h-Anzeige bei 12 Uhr, Zeigerdatum bei 6 Uhr. Benachrichtigung im Display bei Anruf, SMS, Email und Kalendereintrag Misst den Schlafrhythmus, zählt Schritte, Strecken und Kalorien. Misst den Gang, die Amplitude und den Abfallfehler des Werkes. Verbindung der Uhr zum Smartphone via Bluetooth |
30,0 13 1/4´´´ |
33 |
FC-760 | 2017 | Stunde, Minute, kleine Sekunde bei 9 Uhr, Zeigerdatum bei 6 Uhr, Flyback-Chronograph mit 30 min-Anzeige bei 3 Uhr | 30,0 13 1/4´´´ |
32 |
FC-775 | 2016 | Stunde, Minute, ohne Sekunde, Vollkalender (Datum bei 3 Uhr, Tag bei 9 Uhr, Monat bei 12 Uhr, Schaltjahr bei 12 Uhr, Mondphase bei 6 Uhr) | 30,0 13 1/4´´´ |
26
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Schauen wir uns nun als Beispiel das FC-710 etwas näher an! Wir starten auf der Zifferblattseite, die fast vollständig von einer perlierten Deckplatte abgedeckt wird (siehe Bild ganz oben). Darunter sieht es so aus:
Der Aufzug- und Zeigerstellmechanismus ist ganz klassisch aufgebaut, sodass wir ihn nicht näher betrachten. Das im nächsten Bild mit D markierte Rad trägt den kleinen Zeiger für das Zeigerdatum, eine eher seltene Variante, das Datum darzustellen. Auf dem oben gezeigten Bild der Uhr mit dem FC-705 ist das Zeigerdatum bei 6 Uhr gut zu erkennen.
Das Stundenrad im Zentrum dreht das Zeigerstellrad, dieses schaltet einmal am Tag das Rad D um einen Zahn weiter (grüne Linie). D hat also 31 Zähne. Die rote Linie zeigt den Kraftfluss für den Fall, dass das Datum bei gezogener Krone von Hand weitergeschaltet wird.
Wechseln wir nun auf die Brückenseite. Auf dem nächsten Bild wurde der goldfarbene Rotor bereits abgenommen. Das Werk ist rhodiniert sowie mit Genfer Streifen und einer Perlierung verziert.
Als nächstes können wir die Automatikbrücke abschrauben, die von drei gebläuten Schrauben gehalten wird:
Keine Angst, es gibt hier keine freiliegenden Teile, da alle zur Automatik gehörenden Räder auf der Rückseite des Automatikmoduls fixiert sind. Die zwei Räder mit den länglichen Schlitzen sind Klinkenräder, die zusammen dafür sorgen, dass das Werk bei beiden Drehrichtungen des Rotors aufgezogen wird und nicht nur bei einer. Das silberne Rad, das über den Rand des Automatikmoduls hinausragt, das Spannrad, zieht dann die Feder auf. Es dreht sich aufgrund der Klinkenräder, von oben gesehen, immer nach links, unabhängig von der Drehrichtung des Rotors.
Nach Entfernen des Automatikmoduls sieht man auf der linken Seite der Platine die sehr große Unruhbrücke, die im Gegensatz zum klassischen Unruhkloben zwei Befestigungspunkte aufweist.
Bei den meisten Werken dreht das Kronrad, hier das Rad mit der großen silberfarbenen Schraube, direkt das auf dem Federhaus befestigte Sperrrad und dieses zieht die Feder auf. Aufgrund der Größe des Werkes liegen hier zwei weitere Räder dazwischen. Auch wird hier nicht am „Sperrrad“ gesperrt, sondern direkt am Kronrad. Die Sperrklinke befindet sich am linken Rand des Kronrades.
Als nächstes entfernen wir die Federhausbrücke. Am Rand des Rades mit der großen gebläuten Schraube liegt eine kleine Feder an. Diese drückt das Rad, das seitlich etwas Bewegungsluft hat, beim Handaufzug gegen das „Sperrrad“. Umgekehrt entkoppelt das Rad mit der blauen Schraube im Normalbetrieb den Automatikaufzug vom Handaufzug.
Im Bild oben sieht man nun das weitgehend freiliegende Räderwerk. Der Kraftfluss verläuft vom Federhaus über das Großbodenrad und das Kleinbodenrad zur direkt angetriebenen Zentralsekunde im Zentrum des Werkes. Das Minutenrad befindet sich auf der Zifferblattseite und wird durch eine Öffnung in der Platine indirekt vom Kleinbodenrad angetrieben, so wie es z. B. auch beim bekannten ETA 2824-2 der Fall ist.
Das kleine goldfarbene Hebelchen ist übrigen der Stopphebel für den Sekundenstopp. Er drückt bei ganz gezogener Krone gegen den Unruhreif und sorgt so dafür, dass das Werk, und damit auch der Sekundenzeiger, stehen bleibt.
Auf der Zeitwaage zeigt das FC-710 keine Mängel. Der tägliche Gang schwankt mit den unterschiedlichen Lagen recht wenig (+/- 2 s/d), der Abfallfehler bewegt sich mit 0,0 – 0,2 ms ebenfalls im grünen Bereich. Die Amplitude sinkt in den hängenden Lagen nur um etwa 15° ein. Leider konnte ich keine Quelle finden, die den Hebewinkel des Werkes angibt. Daher habe ich die Zeitwaage auf den sehr gebräuchlichen Wet von 52° eingegstellt.
Es macht übrigens Spaß. dieses Werk wieder zusammen zu bauen. Alle Teile fallen fast von alleine in ihre Positionen. Wer schon einmal alte Certina-Werke revidiert hat, weiß vermutlich, was ich meine.
Damit sind wir am Ende dieser kleinen Reise rund um ein Manufakturwerk von Frédérique Constant angelangt!
Vielen Dank für den (wie immer) tollen Beitrag!
Das lässt Frederique Constant in einem ganz anderen Licht erscheinen. Die konsequent das verpöhnte „affordable luxury“ Segement bedienende holländisch/japanische Marke wird ja (nicht ganz zu Unrecht) oft belächelt. Aber man scheint dort doch vieles richtig zu machen und offenbar sehr anständige eigene Werke zu bauen. Letzteres kann man von vielen anderen und deutlich angeseheneren Herstellern oft nicht behaupten.