Dem Sammler von alten Armbanduhren begegnen immer mal wieder Werke mit der Aufschrift Robot-Automatic. Das Interessante daran ist, dass hier ein Automatik-Modul auf Basiswerke unterschiedlicher Hersteller montiert wurde.

Bisher konnte ich die Robot-Automatic auf Werken von Guba, AHO, AHS, INTEX und Uwersi finden. Also ausnahmslos deutsche Hersteller.
Wer war aber der Hersteller des Automatik-Moduls?
Vermutlich basiert die Bauweise auf dem amerikanischen Patent US2810255 von Gérard A. Langel, ein französischer Erfinder, der auch die bekannte Ultra Superautomatic entwickelt hat. Interessierte finden hier ausführliche Informationen zu Gérard A. Langel und zur Superautomatic: Ultra – Uhren und Werke aus Frankreich. Das genannte Patent mit dem Titel Self-Winding Watch Movement wurde bereits 1953 angemeldet, aber erst 1957 erteilt!

Langel war zu dieser Zeit für die United States Time Corporation tätig, die im Lauf ihrer Geschichte viele Namen hatte, u. a. Ingersoll, Waterbury und Timex. Möglicherweise hat diese Firma also die Robot-Automatic-Module hergestellt und verkauft.
Manche Quellen vermuten als Hersteller auch AHO, ich konnte dafür bisher aber keinen wirklichen Nachweis finden. Möglicherweise gab es aber eine Kooperation zwischen AHO und der US Time Corporation bzw. Langel. Die Bauweise des Automatik-Moduls erinnert viel mehr an die typischen Werke von Ingersoll oder Timex, weniger an AHO. Auf jeden Fall kam die Robot-Automatic wohl nur in Deutschland zum Einsatz.
Schauen wir uns die Funktionsweise der Robot-Automatic an.

In der Seitenansicht sieht man sehr gut, dass das Automatik-Modul die Bauhöhe des Werkes deutlich vergrößert. Inklusive Rotor sind es etwa 2,8 mm.

Baulich musste nicht sehr viel geändert werden, um ein Werk mit Handaufzug um die Robot-Automatic zu ergänzen:
- Zwei bzw. drei Bohrungen zur Befestigung des Moduls, ggf. mit Abstandhalter
- Vertiefung nahe am Sperrrad, in die das Antriebsrad der Automatik eingreifen kann, um die Zugfeder zu spannen
- Ersatz der normalen Zugfeder durch eine Schleppfeder

Das Robot-Automatic-Modul selbst ist sehr einfach aufgebaut. Zuerst schauen wir uns die Oberseite des Moduls und die Rückseite des Rotors an:

Auf der Rückseite des Rotors befindet sich ein exzentrischer Ring, an dessen Außenseite zwei Rubinrollen des Automatik-Moduls entlanglaufen. An den Rubinrollen befinden sich zwei Hebel, an deren Ende auf der Rückseite des Moduls kleine Klinken in das Antriebsrad eingreifen und dieses drehen:

Die Klinken sorgen dafür, dass sich das Antriebsrad stets in dieselbe Richtung dreht, egal in welche Richtung sich der Rotor dreht. Das Antriebsrad wiederum greift in der Sperrrad das Basiswerkes ein und zieht so die Zugfeder auf.
Es handelt sich hier also um einen beidseitig aufziehenden Exzenterwechsler!
Dessen Funktionsweise ähnelt sehr dem bekannten Pellaton-Aufzug von IWC (Modell der IWC Pellaton-Automatik | Watch movements – A passion).
Bei den meisten Automatik-Konstruktionen befinden sich zwischen Rotor und Antriebsrad noch zwei Reduktionsräder, um die Drehgeschwindigkeit am Sperrrad zu verringern und dafür das Drehmoment zu erhöhen. Der Aufzug der Robot-Automatic war also möglicherweise eher schwergängig und benötigte viel Bewegung.
Interessant ist auch, dass das Modul keine entfernbaren Teile besitzt, da diese alle auf der Platine vernietet sind. Also ein klassisches Wegwerfmodul, das bei einem Defekt komplett ausgetauscht wurde.
Der Rotor der Robot-Automatic scheint häufig mit 25 Jewels punziert zu sein. Das Modul selbst bringt lediglich zwei davon mit, nämlich die Rubinrollen. Dass das Basiswerk entsprechend 23 Steine hat, darf in vielen Fällen bezweifelt werden, weisen Handaufzugwerke doch meist 15 oder 17 Steine auf. Das gezeigte Guba 1200 AUT kommt mit vier nicht-funktionalen Decksteinen immerhin auf 21 Steine, mit Automatic also auf 23. „21 Jewels“ steht hier auch auf dem Basiswerk, die 21 ist aber unter dem Automatik-Modul versteckt.