Bis 1936 arbeitete er in Grenchen in der Schweiz. Leider ist nicht überliefert, wo er dort tätig war. 1937 entschloss er sich, nach Italien zurückzukehren und dort seine eigene Uhrenmanufaktur zu eröffnen. Er wollte nicht nur Uhren bauen, sondern auch Uhrwerke entwickeln.
Mit zwei Partnern, Ottina und Papis, gründete er die O.I.S.A, die Orologeria Italiana Società Azionaria.
Der Sitz der Firma befand sich zunächst in Mailand in der Viale Regina Margherita 9. Sie zog mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs jedoch nach Oggiono um. Nach Ende des Krieges kehrte die Firma nach Mailand zurück, allerdings an einen neuen Firmensitz in der Viale Bligny 28. Dort wurden bis 1955 komplette Uhren mit eigenen Gehäuse, Zifferblättern und Uhrwerken hergestellt.
Nach internen Auseinandersetzungen verlässt Morezzi 1955 schließlich die O.I.S.A. und gründet in Mailand im Corso Como 10 die neue Firma F.A.A.O., die Fabbrica Artigiana Abbozzi Orologeria. Die O.I.S.A. wurde anscheinend 1957 geschlossen.
1968 verstarb Domenico Morezzi. Seine Töchter Carla, Gianfranca sowie sein Enkel Carlo Boggio Ferraris führen die Firma bis 1978 fort. Schließlich wird auch sie ein Opfer der Quarzkrise und muss schließen.
Carlo Boggio Ferraris pflegt das Erbe von Domenico Morrezzi auf seiner Webseite www.domenicomorezzi.it (nur Italienisch). Dort gibt es viele weitere Informationen und auch Bildmaterial. Ganz herzlichen Dank an Carlo für die Erlaubnis, sein Material hier nutzen zu dürfen!
Kommen wir nun zu den Uhren und Werken der OISA und der FAAO.
Die OISA nutzte folgende Marken für ihre Uhren:
- OISA EXTRA
- XAROS WATCH
- HEMEROS WATCH
- JARY WATCH
- YARY WATCH
- DAY
Ein Beispiel einer XAROS WATCH:
Und eine HEMEROS als „Autoreifen“-Anhängeruhr:
Eine Yary Watch als Werbegeschenk einer italienischen Likörfirma:
Hier gibt es einen Katalog der OISA als PDF, in dem zahlreiche Uhren und auch einige Werke abgebildet sind (Quelle: www.domenicomorezzi.it):
Der Katalog ist undatiert, dürfte aber aus der Zeit um 1950 – 1955 stammen.
Folgende Uhrwerke der OISA sind dort bzw. auf der o. g. Webseite aufgeführt:
OISA 51 = OISA Xaros
- 10 1/2“‘ (Französische Linien) Durchmesser (ca. 23,7 mm)
- 17 Steine
- Stiftankerhemmung
- Kleine Sekunde
- Wippenaufzug
- Gesperr auf der Zifferblattseite
- Zifferblattseite mit OISA 51 punziert
OISA 53 = OISA Hemeros
- 10 1/2“‘ Durchmesser
- 17 Steine
- Steinankerhemmung
- Kleine Sekunde
- Wippenaufzug
- Gesperr auf der Zifferblattseite
- Zifferblattseite mit OISA 53 punziert
OISA 56
- 10 1/2“‘ Durchmesser
- 17 Steine
- Steinankerhemmung
- Zentralsekunde
OISA 97 = OISA Day
- 6 1/4 x 8“‘ (ca. 14 x 18 mm) Formwerk
- 15 Steine
- Steinankerhemmung?
- Wippenaufzug
OISA 98
- 6 3/4 x 8“‘ (ca. 15 x 18 mm) Formwerk
- Steinankerhemmung?
- Wippenaufzug
- Keine weiteren Informationen
In Uhren der Marke OISA EXTRA sind Werke verbaut, zu denen ich bisher keine Kaliberbezeichnung finden konnte, daher benenne ich sie hier einfach nach ihrer Größe.
Dieses Werke dürften vermutlich die ältesten von Morezzi entwickelten Werke sein und aus der Zeit um 1940 stammen. Sie haben eine zur damaligen Zeit bereits veraltete Zylinderhemmung.
OISA 10 1/2“‘
- 10 1/2“‘ Durchmesser
- 5 Steine
- Zylinderhemmung
- Kleine Sekunde
- Wippenaufzug
- Gesperr auf der Zifferblattseite
OISA 6 3/4 x 8 1/4“‘
- 6 3/4 x 8 1/4“‘ (ca. 15 x 18,5 mm) Formwerk
- 6 Steine
- Zylinderhemmung
- Ohne Sekunde
- Wippenaufzug
- Gesperr auf der Zifferblattseite
Kommen wir nun zur Firma FAOO. Sie nutzte folgende Marken für ihre Uhren:
- DAMENTZ
- DAMIEZ
- LA PONSINE
- LA TORASSE
- CHATELARD
- TANOVA
- EMTIGVA
- DOMENICO
- NACAR (siehe Anmerkung im nächsten Absatz)
Uhren dieser Marken sind extrem selten anzutreffen. Möglicherweise hat Morezzi einige davon zwar registriert, aber nie benutzt. Zumindest Uhren der Marken Damentz, La Ponsine und Tanova konnte ich bereits finden. Uhren der Marke Nacar findet man recht häufig, diese stammen aber von einer Schweizer Firma. Ich vermute, dass Morezzi die Marke Nacar nicht selbst genutzt hat, sondern der Schweizer Firma ganze Uhren oder Uhrwerke geliefert hat.
Werke der FAOO findet man aber nicht nur Uhren der o. g. Marken, sondern sehr viel häufiger in solchen der Marke Aretta. Aretta war eine Marke der italienischen Firma La Clessidra di Francesco Marinsek. Morezzi hat also seine Uhrwerke offensichtlich auch an Fremdfirmen verkauft. Aretta hat neben den FAOO-Werken auch häufig Werke des französischen Herstellers Lorsa verbaut.
FAAO 17-66
- 7 3/4“‘ Durchmesser (ca. = 17,5 mm)
- 17 Steine
- Steinankerhemmung
FAAO 18-97
- 10 1/2“‘ Durchmesser
- 17 Steine
- Stiftankerhemmung
- Kleine Sekunde
- Wippenaufzug
- Gesperr auf der Zifferblattseite
- Unter der Räderwerkbrücke mit 18-97 punziert
- Weitgehend identisch mit dem OISA 51
FAAO 23-50
- 10 1/2“‘ Durchmesser
- 19 Steine
- Steinankerhemmung
- Kleine Sekunde
- Auf der Platine unter der Räderwerkbrücke mit „23-50 M“ punziert
- Logo von Domenico Morezzi auf der Federhausbrücke
Das Werk gibt es mit derselben Bezeichnung 23-50 auch mit dem Gesperr auf der Zifferblattseite statt auf der Brückenseite:
FAAO 26-20
- 11 1/2“‘ Durchmesser (ca. 25,9 mm)
- 17 bzw. 19 bzw. 21 Steine
- Steinankerhemmung
- Kleine Sekunde
- Unter der Räderwerkbrücke mit „26-20“ und „M“punziert
FAAO 29-50
- 13“‘ Durchmesser (ca. 29,3 mm), Höhe 3,4 mm
- 17 Steine
- Steinankerhemmung
- Direkte Zentralsekunde