Asco
Asco war eine Marke der Firma A. Steudler & Co. / Steudler-Feinwerktechnik aus Pforzheim in Deutschland. 1936 von Philipp Weber und A. Steudler als Tochterfirma der Firma Philipp Weber zur Herstellung von Kleinuhrenteilen gegründet. Ab 1947 wurden Echappements (Gangregler) hergestellt, ab 1950 auch ganze Uhrwerke. Die Werke wurden primär an die Muttergesellschaft Philipp Weber geliefert, die diese in Uhren der Marke Arctos verbaute. 1960 wurde die Firma wieder geschlossen.
Arctos stellte übrigens 1971 die erste deutsche Quarzarmbanduhr vor, deren Werk u. a. auf Patenten von A. Steudler basiert!
Das einzige bekannte Werk von Asco ist das Kaliber 7500, ein Formwerk. Das Werk gibt es laut Engelkemper Werkspiegel auch mit Datum, selbst gesehen habe ich diese Variante aber noch nie. Vermutlich hat A. Steudler nur sehr kurze Zeit diese Werke gebaut, da sie in der unten abgebildeten Werbeanzeige von 1954 schon nicht mehr erwähnt werden.
Technische Daten des Asco 7500:
- Abmessungen: 5 3/4 x 8 1/2´´´ (Französische Linien)
- Schweizer Ankerhemmung
- Stunde, Minute, ohne Sekunde
- 21 Steine
- Monometallische Schraubenunruh
- Schlagzahl: 18.000 A/h (Halbschwingungen pro Stunde)
- Keine Stoßsicherung
- Kupplungsaufzug
Bigalu
Bigalu war eine Marke von Albrecht Kappis, ebenfalls aus Pforzheim. 1948 gegründet, hat er die Firma bereits 1951 an die Pforzheimer Uhrenrohwerke (PUW) verkauft. PUW war damals der größte Werkehersteller in Deutschland. In dieser kurzen Zeit hat Bigalu immerhin zwei Werke, die Kaliber 111 und 222, sowie eine eigene Stoßsicherung entwickelt.
Die Werke scheinen fast immer in Uhren der Marke Interco verbaut zu sein. Ob dies zeitweise ebenfalls eine Marke von Kappis war, ist nicht klar. Die Firma Interco wird auch E. Gäckle aus Pforzheim zugeschrieben.
Es gibt allerdings einen Hinweis, dass ein Herr Kappis 1940 auch Inhaber der Firma Gäckle war:
Nomen Nescio bedeutet lediglich, dass dem Autor des Zitats der Vorname von Kappis nicht bekannt war. Und ein Pasquill ist eine Schmähschrift.
Technische Daten des Bigalu 111:
- Abmessungen: 8 3/4 x 12´´´ (Französische Linien)
- Schweizer Ankerhemmung
- Stunde, Minute, kleine Sekunde
- 15 bzw. 21 Steine
- Monometallische Schraubenunruh
- Schlagzahl: 18.000 A/h (Halbschwingungen pro Stunde)
- Stoßsicherung: Bigalu
- Wippenaufzug
- Gesperr auf der Zifferblattseite
Technische Daten des Bigalu 222:
- Abmessungen: 12 1/2´´´
- Schweizer Ankerhemmung
- Stunde, Minute, indirekte Zentralsekunde
- 17 Steine
- Monometallische Schraubenunruh
- Schlagzahl: 18.000 A/h (Halbschwingungen pro Stunde)
- Stoßsicherung: Bigalu
- Wippenaufzug
- Gesperr auf der Zifferblattseite
Das Bigalu 111 soll es auch mit indirekter Zentralsekunde gegeben haben und das 222 ohne Zentralsekunde.
Erlsbacher
Wir verlassen Deutschland und gehen nun in die Schweiz, nämlich nach La Chaux-de-Fonds. Dort wurde 1899 von Edouard Erlsbacher die Firma E. Erlsbacher gegründet. Erlsbacher ließ sich am 13.01.1904 im Schweizerischen Handelsamtsblatt unter der Nummer 10419 ein Modell (Muster) eines Uhrwerkes eintragen:
Das zugehörige Werk konnte ich nur zufällig dadurch identifizieren, dass es auf der Platine mit „DÉPOSÉ 10419“ punziert ist, also mit der Nummer aus dem Schweizerischen Handelsamtsblatt. Da das Werk in keinem Werksucher verzeichnet ist, nenne ich es hier Erlsbacher Modell No. 1.
Technische Daten des Erlsbacher Modell No. 1:
- Abmessungen: 11 1/2´´´
- Zylinderhemmung
- Stunde, Minute, ohne Sekunde
- 10 Steine
- Messing-Unruh
- Schlagzahl: 18.000 A/h (Halbschwingungen pro Stunde)
- Ohne Stoßsicherung
- Kupplungsaufzug mit Hebel
1909 ließ Erlsbacher die Registrierung des Modells No. 1 um weitere fünf Jahre bis 1914 verlängern. Er scheint nur dieses eine Modell registriert zu haben. 1911 findet sich im Schweizerischen Handelsamtsblatt noch die Registrierung der Marken BENEVA, KAIROS und TERNO für Uhren, Uhrenteile und Etuis. Am 10.01.1914 ging die Firma schließlich in der Schlenker & Cie., successeurs de E. Erlsbacher (successeurs de = Nachfolger von), auf.
FIOMI
Wir bleiben in der Schweiz, dieses Mal in Reuchenette. Dort übernahm am 04.02.1946 Edgar Criblez die Uhrenfirma von Albert Criblez. Im September desselben Jahres registrierte er die Marke SPONTA.
Folgerichtig benannte Criblez seine Firma im Juli 1950 um in Edgar Criblez Montres SPONTA. Im Juli 1957 wurde die Firma wieder aufgelöst und der Geschäftsbetrieb von Lily Volz übernommen, sodass daraus im August 1957 die Firma Lily Volz Montres SPONTA wurde.
Was hat Edgar Criblez nun mit der Marke FIOMI zu tun? Leider ist diese Marke nie im Schweizerischen Handelsamtsblatt registriert worden. Die einzige Verbindung, die ich finden konnte, ist ein Eintrag im Ronda Unruhwellen-Katalog von 1974, der eine Verbindung zwischen Criblez, FIOMI und vier Uhrwerken herstellt:
Das nächste Bild zeigt das FIOMI 55, dass sich durch die Punzierung 55 unter der Unruh sowie der Marke FIOMI auf der zugehörigen Damenuhr identifizieren ließ.
Technische Daten des FIOMI 55:
- Abmessungen: 5 1/2 x 6 3/4´´´
- Schweizer Ankerhemmung
- Stunde, Minute, ohne Sekunde
- 17 Steine
- Vergoldete Nickel-Unruh
- Schlagzahl: 18.000 A/h (Halbschwingungen pro Stunde)
- Keine Stoßsicherung
Ich vermute, dass das Werk aus der Zeit um 1955 stammt. Das FIOMI 55 gibt es als FIOMI 55-21 auch mit 21.600 statt 18.000 A/h sowie mit Stoßsicherung.
Von dem ebenfalls verzeichneten, vermutlich runden FIOMI 87 bzw. 87-21 konnte ich bisher weder ein Exemplar noch ein Abbildung davon finden. Meine Hoffnung, dass dieses vielleicht in Uhren der Marke SPONTA zu finden ist, hat sich noch nicht bestätigt.
Glashütter Tradition / Kurtz
Zurück nach Deutschland, nach Memmelsdorf in Bayern, Schwäbisch Gmünd in Baden-Württemberg und Bookholzberg-Hollen in Niedersachsen. Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen, nicht Glashütte in Sachsen? Die Geschichte beginnt tatsächlich in Sachsen: Dr. Ernst Kurtz wurde 1925 zum Konkursverwalter der Deutschen Präzisionsuhrenfabrik Glashütte berufen. Er veranlasste im Rahmen der Reorganisation die Gründung der Uhrenfabrik Aktiengesellschaft Glashütte (Ufag) und der Uhrenrohwerkefabrik (Urofa), die er beide bis zum Ende des zweiten Weltkrieges auch leitete.
Mit Rohwerken, die er vor der Beschlagnahmung durch die Besatzungsmächte retten konnte, startete Kurtz 1945 unter seinem Namen in Memmelsdorf in Franken eine Uhrenfertigung. 1946 kam es zu einer Zusammenarbeit bei der Werkefertigung mit Adolf Rapp in Schwäbisch Gmünd. 1951 verlegte Kurtz schließlich die Fertigung von Uhren und Werken nach Bookholzberg-Hollen.
Die Uhren verkaufte er unter den Marken Kurtz, Glashütter Tradition und Kurtz, Glashütter Tradition.
Die Fertigung wurde 1956 aus wirtschaftlichen Gründen wieder eingestellt. Die Geschichte wird dann etwas unübersichtlich, aber 1959 übernahm Kurtz anscheinend als Teilhaber mit einem Partner wieder die Leitung der Urofa. Die Rohwerkefertigung wurde aber bereits 1961 zugunsten der Fertigung von Automatendrehteilen eingestellt.
Hier finden Interessierte viele weitere Informationen zu den Aktivitäten von Dr. Ernst Kurtz: www.glashuetteuhren.de/die-uhrenfabriken/dr-ernst-kurtz-uhrenfabrik/
Das hier vorgestellte Kaliber Glashütter Tradition N 570 stammt aus der Zeit zwischen 1957 und 1960 und wurde in einer Stückzahl von ca. 83.000 Stück hergestellt. Leider weist es keinerlei Beschriftung auf.
Technische Daten Glashütter Tradition N 570:
- Abmessungen: 5 3/4 x 8 3/4´´´ (laut Hersteller 5 1/4…)
- Schweizer Ankerhemmung
- Stunde, Minute, ohne Sekunde
- 15, 17 Steine
- Monometallische Schraubenunruh
- Schlagzahl: 18.000 A/h (Halbschwingungen pro Stunde)
- Keine Stoßsicherung (das Werk gibt es aber auch mit Stoßsicherung)
In der Tat hat Kurtz nicht nur dieses eine eigene Werk hergestellt, sondern auch die Kaliber 12 und 121 für Damenuhren sowie 25 und 251 für Herrenuhren. Das N 570 ist aber das einzige Werk aus einer Zeit, in der Kurtz gar nicht oder nur als Teilhaber in der Firma tätig war, die seinen Markennamen Glashütter Tradition nutzte. Vermutlich aus diesem Grund ist das Werk in einigen Werksuchern nicht unter Kurtz zu finden, sondern als einziges Werk unter Glashütter Tradition. Andere Werksucher führen es allerdings unter Kurtz auf.
So, genug für heute. Ich habe noch einige Hersteller auf der Liste, die nur ein oder zwei Werke produziert haben. Hier geht es weiter mit Teil 2 dieser Reihe: Werkehersteller mit nur einem Werk – Teil 2