Die Vorgeschichte der Guba Uhrenrohwerke beginnt 1924, als der Goldschmied Hermann Friedrich Bauer mit seinen Söhnen in Pforzheim eine Firma zu Herstellung von goldenen Uhrenansatzbänder gründet, etwas später kommen goldenen Uhrengehäuse dazu.
Die Geschichte der Guba
Die Firma ist erfolgreich, sodass bald auch Uhrenrohwerke und ganze Uhren gefertigt werden. Im Laufe der Zeit kommen weitere Standorte hinzu. Der Gründer der Firma stirbt bereits 1940, seine drei Söhne führen die Firma weiter. Nach dem zweiten Weltkrieg konnte die Firma mühsam wiederaufgebaut werden. 1949 entschlossen sich die drei Brüder schließlich, die Firma aufzuteilen. Der älteste Sohn Robert übernahm zusammen mit seiner Tochter die Hermann Friedrich Bauer OHG in Pforzheim, sein Bruder Eugen Bauer das Werk in Weiler unter dem Namen Uhrenfabrik Nostra und der dritte Sohn, Gustav Bauer, die Rohwerkefertigung in Ellmendingen, die dann unter dem Namen Guba Uhrenrohwerke firmiert.
Über die Größe der Firma konnte ich leider nichts in Erfahrung bringen, aber eine Postkarte von Ellmendingen von 1961 zeigt ein durchaus stattliches Firmengebäude. Man beachte den falsch geschriebenen Ortsnamen auf der Postkarte!
Leider ist nicht bekannt, ob die Guba Uhrenrohwerke nur Uhrwerke oder auch ganze Uhren hergestellt haben. Zumindest unter dem Namen Guba scheinen keine zu existieren und weitere Markennamen wurden von Gustav Bauer wohl nicht registriert.
In Uhren der folgenden Marken sind u. a. Guba-Werke zu finden:
Marke | Hersteller |
---|---|
Condor | Vermutlich Versandhaus Wenz, Pforzheim, Deutschland |
Ebana | Eugen Bauer, Weiler, Deutschland |
ECLY | Eugen Jäckle, Pforzheim, Deutschland |
Eka | Gebr. Jauch KG, Schwenningen, Deutschland |
Erato | Paul Seefeld, La Chaux-de-Fonds, Schweiz; Annemasse, Frankreich |
Estima | Gustav Mössner, Pforzheim, Deutschland |
FALTA | Unbekannt |
FBS | Förstner & Blessing, Pforzheim, Deutschland |
FENY | Unbekannt |
HAWBE | Unbekannt |
Horos | Hermann Friedrich Bauer, Pforzheim, Deutschland Eugen Bauer, Weiler, Deutschland |
Indus | Julius Epple, Pforzheim, Deutschland |
Kasta | Karl Stahl, Pforzheim, Deutschland |
Mostic | Remo Armbanduhrenfabrik, Gerhard Most, Berlin-Wannsee, Deutschland |
Nostra | Eugen Bauer, Weiler, Deutschland |
Nostrana | Eugen Bauer, Weiler, Deutschland |
Remo | Remo Armbanduhrenfabrik, Gerhard Most, Berlin-Wannsee, Deutschland |
Vell | Unbekannt |
Veris | E. Kunze KG, Karlsruhe, Deutschland |
Vidar | Unbekannt |
Wagner | Ernst Wagner OHG, Pforzheim, Deutschland |
Westa | Unbekannt |
In einschlägigen Fachzeitschriften und Archiven ist leider fast nichts über die Firma Guba zu finden. So konnte ich bisher nur eine einzige Werbeanzeige ausfindig machen.
Gustav Bauer stirbt bereits 1955 im Alter von nur 51 Jahren. Sein Sohn Kurt Bauer führt die Firma weiter.
Wie lange die Firma noch Uhrwerke hergestellt hat, ist leider nicht überliefert. Spuren der Guba finden sich noch in einigen Patentanmeldungen zu Uhrenarmbändern in diversen Ländern, u. a. in Deutschland, der Schweiz und den USA. Die letzten Patente wurden in der Zeit um 1969 angemeldet, teilweise aber erst Anfang der 1970 erteilt.
Hier ein Ausschnitt aus dem Schweizer Patent CH418028 mit dem Titel Aus thermoplastischem Kunststoffmaterial bestehendes Uhrarmband:
Und ein Ausschnitt aus dem amerikanischen Patent US3362595 mit dem schlichten Titel Watchband:
Am 07.03.1991 wurde die Guba schließlich aus dem Handelsregister gelöscht.
Die Uhrwerke der Guba
Guba hat im Laufe der Zeit insgesamt sieben unterschiedliche Grundformen von Werken gebaut. Einige davon gab es in unterschiedlichen Ausprägungen, etwa mit kleiner Sekunde oder Zentralsekunde oder mit bzw. ohne Datum. Alle Werke haben eine Schweizer Steinankerhemmung, Guba scheint also nie günstigere Stiftankerwerke gebaut zu haben.
Guba 8 3/4´´´ alt
Dieses Werk ist technisch weitgehend identisch mit dem H. F. Bauer 8 3/4´´´ der Firma des Vaters von Gustav Bauer. Es dürfte daher das älteste Guba-Werk sein und war aufgrund seines kleinen Durchmessers primär für Damenuhren vorgesehen. Das Werk selbst trägt keinen Hinweis auf seine Herkunft.
Abmessungen: 8 3/4´´´ (französische Linien, entspricht ca. 19,7 mm)
Funktionen: Handaufzug, ohne Sekunde
Hemmung: Steinanker
Steine: 15
Stoßsicherung: Keine
Schlagzahl A/h: 18.000
Gangreserve: Unbekannt
Unruh: Monometallische Schraubenunruh
Guba 25 / G25 / 525
Dieses kleine Formwerk wir in unterschiedlichen Werksuchern unterschiedlich bezeichnet. Das hier gezeigte Exemplar gibt sich immerhin durch die Punzierung G25 auf der Zifferblattseite zu erkennen.
Abmessungen: 5 3/4 x 8 3/4´´´
Funktionen: Handaufzug, ohne Sekunde
Hemmung: Steinanker
Steine: 17
Stoßsicherung: Keine
Schlagzahl A/h: 18.000
Gangreserve: ca. 33 h
Unruh: Monometallische Schraubenunruh
Guba 500 / G500
Noch ein kleines Formwerk für Damenuhren mit einem etwas anderen Formfaktor als das Guba 25. Auch dieses ist auf der Zifferblattseite mit der Kaliberbezeichnung G500 punziert.
Abmessungen: 5 1/2 x 7´´´
Funktionen: Handaufzug, ohne Sekunde
Hemmung: Steinanker
Steine: 17
Stoßsicherung: Incabloc
Schlagzahl A/h: 18.000
Gangreserve: Unbekannt
Unruh: Monometallische Schraubenunruh
Guba 875 / 8 3/4´´´ neu (SC)
Dies ist eine etwas modernisierte Variante des oben gezeigten Guba 8 3/4´´´ alt. Es existiert mit indirekt angetriebener Zentralsekunde (SC = Seconde Centrale) und mit kleiner Sekunde. Die Variante mit Zentralsekunde ist mir bisher leider noch nie begegnet.
Abmessungen: 8 3/4´´´
Funktionen: Handaufzug, kleine Sekunde bzw. indirekte Zentralsekunde
Hemmung: Steinanker
Steine: 17 (ohne SC)
Stoßsicherung: Keine
Schlagzahl A/h: 18.000
Gangreserve: Unbekannt
Unruh: Monometallische Schraubenunruh
Guba 1050 (SC)
Dieses Werk mit einem Durchmesser von 10 1/2´´´ (ca. 23,7 mm) ist für Herrenuhren bestimmt. Auch dieses Werk gibt es mit indirekter Zentralsekunde (SC) und mit kleiner Sekunde. Das zweite Bild zeigt die Variante mit Zentralsekunde, erkennbar am Zahnrad oberhalb der Räderwerkbrücke, das auf das Kleinbodenrad aufgesteckt ist und im Zentrum des Werkes ein Sekundentrieb dreht.
Abmessungen: 10 1/2´´´
Funktionen: Handaufzug, kleine Sekunde bzw. indirekte Zentralsekunde
Hemmung: Steinanker
Steine: 15 / 16
Stoßsicherung: Monorex oder keine
Schlagzahl A/h: 18.000
Gangreserve: ca. 40 h
Unruh: Monometallische Schraubenunruh
Das folgende Bild zeigt eine Uhr der Marke ECLY mit einem Guba 1050 SC aus der Zeit um 1950. Mit einem Durchmesser von nur 30,4 mm war das damals eine ordentliche Herrenuhr. ECLY war eine Marke von Eugen Jäckle aus Pforzheim.
Guba 1100 / G1100
Vermutlich das erste Werk der Guba mit direkt angetriebener Zentralsekunde. Mit der Pfeilerbauweise, dem Gesperr auf der Zifferblattseite und einem Wippenaufzug erinnert das Werk zunächst an die Bauweise vieler Stiftankerwerke, dennoch besitzt es eine Steinankerhemmung.
Abmessungen: 10 1/2´´´
Funktionen: Handaufzug, direkte Zentralsekunde
Hemmung: Steinanker
Steine: 17, 25, 27
Stoßsicherung: Monorex
Schlagzahl A/h: 18.000
Gangreserve: Unbekannt
Unruh: Monometallische Schraubenunruh
Guba 1200 / G1200 (CLD) (AUT)
Dieses Werk gibt es in zwei Durchmessern (10 1/2 und 11 1/2´´´) sowie ohne und mit Datum (CAL). Die größere Variante außerdem mit Automatik (AUT), die mit Rotor dann 12 3/4´´´ hat, ebenso mit bzw. ohne Datum (CAL). Allen gemeinsam ist die direkte Zentralsekunde.
Manche Werke sind zifferblattseitig mit G 1200 punziert, einige davon zusätzlich auch mit dem Guba-Logo mit dem Anker.
Zeigen kann ich hier die zwei Handaufzugwerke ohne Datum und die Automatik mit Datum.
Abmessungen: 10 1/2´´´, 11 1/2´´´, 12 3/4´´´
Funktionen: Handaufzug, direkte Zentralsekunde, Datum (CLD) optional, Automatik (AUT) optional
Hemmung: Steinanker
Steine: 17 – 27
Stoßsicherung: Farr II
Schlagzahl A/h: 18.000
Gangreserve: ca. 43 h
Unruh: Monometallische Schraubenunruh
Das zweite Werk zeigt eine Besonderheit, es weist nämlich auf der Räderwerkbrücke 27 Jewels aus. Vergleicht man die Bilder des ersten Werkes (17 Jewels) mit denen des zweiten, sieht man beim zweiten drei weitere Decksteine, zwei auf der Zifferblattseite, einen auf der Brückenseite. Außerdem auf der Zifferblattseite einen „Riegel“ von vier Steinen, die nur der Zierde dienen, also keinerlei Funktion haben. Das macht in Summe 17 + 3+ 4 = 24 Steine. Aber wo sind die restlichen drei versteckt? Ich habe sie beim Zerlegen des Werkes nicht finden können…
Exkurs: Die Robot-Automatic
Der Rotor des Automatikwerkes trägt die Aufschrift Robot-Automatic. Die Robot-Automatic ist ein Automatik-Modul, das von mehreren Werkeherstellern genutzt wurde. Neben Guba auch von AHO, AHS, INTEX und Uwersi.
Wer der eigentliche Hersteller des Moduls war, ist nicht klar. Einige schreiben es AHO zu, das ist m. E. aber nicht nachgewiesen. Vermutlich basiert die Bauweise auf dem amerikanischen Patent US2810255 von Gérard A. Langel, ein Franzose, der auch die bekannte Ultra Superautomatic entwickelt hat (siehe Ultra – Uhren und Werke aus Frankreich). Das genannte Patent wurde bereits 1953 angemeldet, aber erst 1957 erteilt!
Langel war damals für die United States Time Corporation tätig, die im Lauf ihrer Geschichte viele Namen hatte, u. a. Ingersoll, Waterbury und Timex. Möglicherweise hat diese Firma also die Robot-Automatic-Module hergestellt und verkauft.
Falls einer meiner Leser weitere Informationen zur Historie von Guba hat, würde ich mich über eine Nachricht sehr freuen!
Danke für die vielen Informationen. Nur zur Ergänzung: Ich habe eine Indus ( Julius Epple) mit Guba 1050 mit kleiner Sekunde.
Vielen Dank! Das ergänze ich gleich mal in der Liste.
Ein sehr interessanter Artikel. Vielen Dank für die Mühe; die Sammler Pforzheimer Uhren werden es Ihnen danken. Ein Guba Werk befindet sich bisher noch nicht in meiner Sammlung.
Ein weiteres Puzzlestück: Ausweislich des historischen Handelsregisterauszugs (Handelsregister des Amtsgerichts Pforzheim HRA 1530) war ein Herr Kurt Bauer ab 1955 Inhaber der „Gustav Adolf Bauer Uhren-Furnituren-Großhandlung“ in Ellmendingen. Die Firma ist am 30. Juli 1969 erloschen.
The amount of research you must have done to uncover all this information is unthinkable! I cannot thank you enough for sharing it!