In einem älteren Artikel habe ich schon einmal etwas ausführlicher über Werke mit Mikrorotor berichtet: Uhrwerke mit Mikrorotoren
Hier soll es um ein relativ neues Werk mit Mikrorotor aus China gehen, das Hangzhou 5000A.
Bereits 2004 hat Hangzhou einen ersten Anlauf mit einem Mikrorotor-Werk gemacht. Aufgrund technischer Mängel wurden aber nie nennenswerte Stückzahlen produziert. 2011 wagte sich Seagull mit dem Kaliber ST4020 als zweiter chinesischer Werkehesteller an den Mikrorotor. Auch dieses Werk hat anscheinend nie die Serienreife erreicht. 2017 kündigte Hangzhou schließlich das neue Mikrorotor-Werk 5000A an, käuflich war es vermutlich aber erst 2019 oder 2020.
Die ersten mir bekannten Uhren mit diesem Werk stammen von chinesischen Herstellern und suggerieren dem Käufer eine besonders hochwertige deutsche Herkunft. Hanebüchene Schreibfehler auf dem Werk inklusive, etwa DREIBRG statt DREIßIG:
Die erste „ehrliche“ Uhr mit dem Hangzhou 5000A, die mir begegnet ist, war die Sólás Starlight aus Irland, die 2020 bei Kickstarter das Licht der Welt erblickte. Also habe ich kurzerhand diese Kampagne unterstützt und Anfang Juni 2021 konnte ich mein Exemplar schließlich in Empfang nehmen.
Die Uhr, ihre Geschichte und ihr Hersteller wären einen eigenen Artikel wert, aber hier soll es zunächst nur um das Uhrwerk gehen! Wer sich für die Hintergründe zur Uhr interessiert, findet hier jede Menge Lesematerial: Sólás Starlight bei Kickstarter
Die Sólás Starlight hat natürlich einen Glasboden, damit man dem goldfarbenen Mikrorotor bei der Arbeit zusehen kann!
Die technischen Daten zum Hangzhou 5000A:
- Durchmesser 13 1/4“‘ (30,0 mm)
- Höhe 3,95 mm
- Mikrorotor-Automatik, beidseitig aufziehend, Handaufzug möglich
- Kleine Sekunde ohne Sekundenstopp
- Datum bei 3 Uhr (schnellschaltend bei mittlerer Kronenstellung)
- 30 Steine
- Unruhfrequenz 28.800 A/h (Halbschwingungen pro Stunde)
- Stoßsicherung ähnlich Novodiac
- Gangreserve >= 42 Stunden
- Hergestellt vermutlich seit 2019/20
Die chemisch gebläuten Schrauben gehören übrigens nicht zur Standardausstattung des Werkes, sondern wurden extra für diese Uhr angefertigt.
Machen wir uns also daran, das Werk etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Auf dem nächsten Bild sind der Rotor sowie die Unruh inklusive Unruhkloben entfernt.
Der Rotor ist kugelgelagert, das Lager befindet sich unter dem Rotor zwischen zwei ringförmigen Scheiben. Unter dem Lager befinden sich zwei goldfarbene Klinkenräder, die dafür sorgen, dass der Rotor in beide Drehrichtungen die Zugfeder aufzieht.
Links oberhalb der Klinkenräder befinden sich zwei weitere Räder unter einer Brücke, ein goldfarbenes Reduktionsrad R und ein silberfarbenes Spannrad S (nächstes Bild). Das Spannrad zieht dann über ein kleines Trieb, das wir später noch sehen werden, sowie ein Zwischenrad und das Sperrrad die Zugfeder auf (siehe weiter unten). Auf dem nächsten Bild wurde auch die Räderwerkbrücke RWB bereits angenommen.
Das Räderwerk ist ganz klassisch aufgebaut, der Kraftfluss läuft also wie folgt: Federhaus -> Großbodenrad -> Kleinbodenrad -> Sekundenrad -> Ankerrad
Das Großbodenrad befindet sich hier nicht im Zentrum des Werkes, dieses hat also kein direkt im Kraftfluss liegendes Minutenrad. Stattdessen ragt das Trieb des Kleinbodenrades durch die Platine auf die Zifferblattseite des Werkes und treibt dort die indirekte Minute an. Diese sehen wir später, wenn wir uns um die Zifferblattseite kümmern.
Nun entfernen wir die Federhausbrücke. Hier fällt sofort auf, dass diese auf der Oberseite weder ein Sperrrad noch eine Klinke aufweist:
Das Gesperr befindet sich auf der Unterseite der Federhausbrücke, das Sperrrad SR liegt auf dem Federhaus FH. Zwischen Sperrrad und Federhaus befindet sich noch ein Zwischenrad ZR. Rot umkreist ist ein kleines Trieb TR. Dieses greift in das Spannrad der Automatik ein und dreht so das Zwischenrad ZR. Damit zieht also das Spannrad über das Zwischenrad und das Sperrrad die Zugfeder auf.
Nun widmen wir uns der Zifferblattseite des Werkes.
Im folgenden Bild wurden bereits die zwei Halteplatten des Datumrings sowie der Datumring entfernt. Auch das Stundenrad im Zentrum des Werkes wurde abgenommen. Man sieht daher im Zentrum des Werkes das indirekt angetriebene Minutenrad und darüber das goldfarbene Wechselrad, das das Minutenrad mit dem Stundenrad verbindet.
Links unter dem Minutenrad sieht man das Datumschaltrad, dessen kleine Nase alle 24 Stunden den Datumring weiterschaltet.
Zuletzt noch ein Blick unter die Winkelhebelfeder. Dort befinden sich, ganz klassisch, der Winkelhebel, das Aufzugstrieb, das Kupplungstrieb, der Kupplungshebel, zwei kleine Zeigerstellräder und das Rad für die Datum-Schnellschaltung.
Wie macht sich das Werk nun also auf der Zeitwaage?
Der Gang lag bei den sechs gemessenen Lagen (Zifferblatt oben/unten, Krone rechts/links/unten/oben) zwischen 0 und +9 Sekunden pro Tag, der Abfallfehler zwischen 0,0 und 0,2 ms und die Amplitude zwischen 256 und 284°. Da mir der tatsächliche Hebewinkel des Werkes nicht bekannt ist, erfolgte die Amplitudenmessung bei einem eingestellten Hebewinkel von 52°. Alle gemessenen Werte sind im grünen Bereich, sodass das Werk durchaus als solide bezeichnet werden kann.
Damit sind wir am Ende dieses kleinen Exkurses in das Innenleben des Hangzhou 5000A angekommen.
Endlich bin ich im Besitz einer Armband Uhr mit Microrotor: doppelte Premiere: erstmals bei AliExpress bestellt,eine Lobinni Interlaken!
bezahlt habe ich ca.200€
nach fast drei Wochen des Wartens war das gute Stück da und meine Lieblingszustellerin von DHL hat noch 9€ und paar Zerquetschte kassiert!! der Zoll!!
bezahlen – die Uhr-kann ich sogar später via klarna die schöne Lobinni.
bis jetzt finde ich keine oder kaum Fehler in und an der Uhr.
Gang sehr genau.
die Goldgeschwemmten Textgravuren auf der Platine in deutsch sind nicht mehr mit hanebuechenen Fehlern versehen,es gibt auf Brücken zwei ganz winzige Maengel
beim Schliff.kaum sichtbar ..
Auf dem Rotor ,dem Vergoldeten Microrotor,ist ein Signum eingestanzt,das mir sehr nach dem bei Patek ausschaut.
die Baltic watch mit dem H 5000A
gefällt mir nicht so gut,ist auch viel teurer und deren Uhrwerk hat wohl ausserdem geblaeute Schrauben ,ist also noch etwas schmucker als die Version in der Lobinni.
ich werde vermutlich noch mal Uhren bei AliExpress kaufen.
Funkt!!
muss mich korrigieren!
der goldene Microrotor in meiner Lobinni Interlaken ist mit einem geflügelten Drachen,Lindwurm oder sowas versehen.
patek hat als Signum ja so ein stilisiertes Kreuzartiges Gebilde…
merkwürdig auch die Aufschrift auf der Uhrenschachtel: „Lobinni Engravers“.
heißt ja wohl Gravur,Graveure,oder??
vielleicht weiss der Herr Kelz ja mehr, lerne immer gerne dazu ,auch Sekundär wissen um die „Uhr herum „.
noch was: gibt es nun eigentlich Uhren mit Unitas klon (seagull) und Anzeige der Gangreserve auf dem Zifferblatt??
am besten in der Werksversion mit „goldenem“Schwanenhals auf de m Unruhkloben. fand noch nichts im Netz..
Hi, can you confirm the setting lever spring is the same as that of the ETA 2824-2 and its clones? They look remarkibly similar, as do some of the other components. I’m interested in using one of these movements in a project, but would like to do it as a no-date watch and without a phantom click position. Thanks.
The two setting lever springs look similar at first glance, but they are different.
Can you measure the stem height of this movement? I’m working on a project involving it as a likely movement candidate but I can’t verify whether it will work with the case we have designed.
Currently that’s not possible, sorry.
Danke für den kleinen aber tollen Bericht!
Läuft das Werk bei dir unauffällig?
Ja, absolut.