Funktionsweise einer GMT-Anzeige Teil 1 – Grundlagen

Uhren mit GMT-Anzeige, also einer zweiten Zeitzone, erfreuen sich seit Jahren zunehmender Beliebtheit. Wir wollen hier ein wenig hinter die Kulissen schauen und unterschiedliche Varianten der Realisierung einer GMT-Anzeige kennenlernen.

[von Óscar (xindilo/fotosderianxo) [CC BY-SA 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons]
[Von Óscar (xindilo/fotosderianxo) [CC BY-SA 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons]

Zum Start ein kurzer historische Abriss zum Thema GMT:
1954 beauftragte die Pan American Airways die Firma Rolex, einen Zeitmesser zu entwickeln, der eine zweite Zonenzeit anzeigt. Bei Transatlantikflügen passieren die Flieger mehrere Zeitzonen. Damals musste sowohl die Weltzeit „Greenwich Mean Time“ (GMT) als auch die Lokalzeit am Zielort für die Piloten gleichzeitig verfügbar sein. Heraus kam das Rolex-Modell 6542, die GMT-Master.

1972 wurde die UTC (Universal Time Coordinated) als Weltzeit eingeführt, die GMT damit also eigentlich überflüssig. Heute wird GMT hauptsächlich als Begriff für eine zweite Zeitzone benutzt, da ja kaum jemand tatsächlich wirklich UTC angezeigt haben will, sondern die Uhrzeit einer beliebigen Zeitzone, etwa die zuhause.

Es gibt im Prinzip drei wesentliche Varianten von GMT-Anzeigen:

1. Pseudo-GMT

Der normale Stundenzeiger und der 24 h-Zeiger bewegen sich immer synchron, die zwei Zeiger lassen sich also nicht unabhängig voneinander stellen. Der eine dreht sich in 12 Stunden einmal im Kreis, der andere in 24. Beide zeigen auf dem Zifferblatt also immer dieselbe Zeit an, einer im 12-Stundenformat, der andere im 24-Stundenformat.

In diesem Fall wird eine drehbare Lünette mit 24 h-Anzeige benötigt, um diese so auf den 24 h-Zeiger zu drehen, dass die gewünschte Zeitzone auf der Lünette angezeigt wird.
Die hier abgebildete Uhr, eine Nautec No Limit, funktioniert so:

GMT_01

Dies ist die einfachste und günstigste Möglichkeit, eine 24 h-Anzeige zu realisieren. Wenn wir ehrlich sind, kann das Werk selbst eigentlich keine zweite Zeitzone darstellen. Erst die drehbare Lünette ermöglicht dies, daher nenne ich diese Variante Pseudo-GMT. Die ursprüngliche Rolex GMT-Master funktionierte übrigens auch nach diesem Prinzip.

2. „Ich reise nicht“ oder „Anrufer“-GMT

Der normale Stundenzeiger und der 24 h-Zeiger sind getrennt einstellbar. Der Minutenzeiger, der Sekundenzeiger und die Datumschaltung „hängen“ am normalen Stundenzeiger. Der 24 h-Zeiger lässt sich meist nur in Einheiten von ganzen Stunden relativ zum Stundenzeiger einstellen.
Der 24h-Zeiger lässt sich auf einer extra Kronenposition verstellen, dass normale Uhrwerk läuft dabei einfach weiter. So funktioniert z. B. das ETA 2893.

Würde man, etwa nach einem Flug, bei dieser Variante die Lokalzeit am Zielort einstellen wollen, also x Stunden vor oder zurück, würde man den normalen Stundenzeiger verdrehen, damit auch die Datumanzeige korrekt schaltet. Aufgrund des meist vorhandenen Sekundenstopps bleibt dabei aber während des Einstellens die Uhr stehen. Sie muss also am Zielort komplett neu gestellt werden, also Stunde, Minute, Sekunde. Das ist praktikabel, aber etwas unpraktisch.

Diese Variante ist aber praktisch, wenn man über den 24 h-Zeiger die Zeitzone an einem anderen Ort als dem eigenen Aufenthaltsort im Auge haben möchte, etwa die eines Arbeitskollegen im Ausland, den man anrufen möchte. Deshalb habe ich die Bezeichnung „Ich reise nicht“- oder „Anrufer“-GMT gewählt.
Wir werden uns später noch diese Orient Classic Automatic Power Reserve GMT ansehen, die nach dem eben beschriebenen Prinzip funktioniert:

GMT_Orient_01

3. „Ich reise“- oder „echte“ GMT

Der normale Stundenzeiger und der 24 h-Zeiger sind hier ebenfalls getrennt einstellbar. Der Minutenzeiger und der Sekundenzeiger „hängen“ am 24 h-Zeiger, die Datumschaltung dagegen am normalen Stundenzeiger. Der Stundenzeiger lässt sich meist nur in Einheiten von ganzen Stunden relativ zum 24 h-Zeiger einstellen.

Bei den echten GMT-Werken kann man nun, im Gegensatz zur Variante 2, den normalen Stundenzeiger, und damit auch das Datum, verstellen, während Minuten-, Sekunden- und 24-Stundenzeiger weiterwerkeln. Das Datum schaltet hier sogar rückwärts, wenn man den Stundenzeiger über die Datumsgrenze zurückdreht.

Das ist praktisch, wenn man selbst unterwegs ist und nach dem Flug die Zeit auf den Zielort einstellt, ohne sich mit dem Sekundenstopp und dem damit verbundenen Stellen von Sekunden- und Minutenzeiger aufzuhalten. Damit erklärt sich auch der gewählte Begriff „Ich reise“-GMT.

Im Gegensatz zur alten Rolex GMT Master hat die neuere GMT Master II eine echte GMT-Anzeige im hier beschriebenen Sinne. Die Omega Seamaster Professional GMT, die Grand Seiko GMT-Modelle und auch diese IWC Ingenieur Dual Time gehören ebenfalls zu dieser Variante:

[Quelle: www.iwc.com]
[Quelle: www.iwc.com]
Letztlich erfüllen aber alle drei Varianten ihren Zweck, eine zweite Zeitzone anzuzeigen!

Ein kleines Manko haben allerdings die Varianten 2 und 3 einer GMT-Anzeige: sie können keine Zeitzonen mit Abständen anzeigen, die nicht vollen Stunden zwischen normalem Stundenzeiger und 24 h-Zeiger entsprechen. Es gibt aber durchaus Zeitzonen mit 30 oder gar 15 Minuten Differenz zur vollen Stunde, etwa in Indien und Nepal. Für Variante 1 ist das kein Problem, da man die externe Lünette ja beliebig verdrehen kann.

Hier bräuchten wir also eine Uhr, bei der die zwei Zeiten individuell in Stunde und Minute einstellbar sind. Auch so etwas gibt es natürlich, etwa die Rainer Brand Panama Dual Time:

[Quelle: Rainer Brand]
[Quelle: Rainer Brand]
So, das war der erste Teil. Im zweiten Teil schauen wir uns die Technik hinter der GMT-Anzeige genauer an. Bis bald!

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